Stadtteil-Check in Cracau : Sprödentalplatz: Vom Morast zum Treffpunkt mit Tradition
Auf dem einstigen Sumpfgelände entstand ein Areal für Großveranstaltungen aller Art. Seit mehr als 200 Jahren erlebt es eine wechselvolle Geschichte.
Krefeld. Früher war es ein stinkender Morast, heute ist es „der“ Platz für Großveranstaltungen in Krefeld: der über vier Hektar große Sprödentalplatz. Generationen von Besuchern genießen hier die Herbst- und Frühjahrskirmes, Trödelmärkte, Zirkusgastspiele, Sportveranstaltungen oder eine bunte Palette von Ausstellungen. Aber auch politische Großkundgebungen gehören zur Tradition des Platzes. Seine Geschichte ist wechselhaft und zum Teil glamourös. Seit seiner Entstehung (siehe Kasten) war hier die Prominenz ihrer Zeit zu Gast — aus heutiger Sicht zum Teil auch fragwürdige Gestalten. Da lohnt sich ein Blick auf einige der Veranstaltungen, die hier gefeiert wurden:
Am 2. April 1906 wurde Kaiser Wilhelm II und den aus Düsseldorf hierher umgesiedelten „Tanz-Husaren“ ein pompöser Empfang auf dem Platz bereitet. Die Festarchitektur stammte vom Büro Girmes und Oediger.
1911 wurde die erste Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung eröffnet. Hunderttausende Menschen besuchten die Veranstaltung. Auf dem Platz waren unter anderem zwei Hallen mit einer Länge von je hundert Metern aufgebaut. Die repräsentativen Bauten hatte der Architekt August Biebricher erdacht, der auch die Gebäude der Pferderennbahn und das Moltke-Gymnasium entworfen hatte.
1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, kam der Herausgeber der antisemitischen Hetzzeitung „Der Stürmer“, Julius Streicher, nach Krefeld. Eingeladen worden war er von den örtlichen Nazi-Führern. Er sprach in einem großen Zelt auf dem Platz vor 15 000 Menschen.
Ab etwa 1939 plante die NSDAP-Kreisleitung auf dem Platz den Bau einer gigantischen Anlage. Es sollte dort ein „Forum mit Parteibauten und Niederrheinhalle“ für Massenveranstaltungen entstehen. Auch den Hauptbahnhof wollten die Nazis hierhin verlegen. Bombenangriffe im Krieg zerstörten den Platz und seine Infrastruktur.