Marathon Sportliche Polizisten im Dienst und in der Freizeit

Der 53-jährige Uwe Röpstorf und die 24-jährige Tais Martinez Canamero sind die besten Polizeisportler des Jahres 2016.

Marathon: Sportliche Polizisten im Dienst und in der Freizeit
Foto: abi (1) / Polizei (2)

Krefeld. Uwe Röpstorf ist 53 Jahre alt, seit 1979 bei der Polizei, mittlerweile Hauptkommissar. Er sitzt in der Leitstelle in Krefeld, arbeitet im Drei-Schicht-System, hat wenig Bewegung, steht aber im Notfall unter höchster Anspannung. Was dagegen hilft? Bei ihm sind es intensives Training und Triathlon, zuletzt in Hawai: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und ein Marathon. Das hat Folgen: Landesinnenminister Ralf Jäger hat ihn wie auch seine Kollegin Tais Martinez Canamero jetzt in Bochum als beste Polizeisportler des Jahres 2016 ausgezeichnet.

Der konkrete Anlass: Röpstorf hat im Juli 2016 in Kanada bei der Qualifikation für den Ironman den ersten Platz belegt. Tais Martinez Canamero (24), Röpstorfs Kollegin in der Wache an der Westparkstraße, wurde als hervorragende Judoka geehrt. Mit acht Jahren habe ihre Mutter sie fürs Judo-Training beim PSV Krefeld angemeldet, erzählt Tais Martinez Canamero. „Ich war ein sehr aktives Kind. Der Sport hat mich ausgelastet und mir geholfen, zur Ruhe zu kommen.“

Bei einem Wettkampf stieß die Krefelderin auf eine Trainerin, folgte ihr zum JT Erkelenz und trat für den Brander TV in der Bundesliga an. Abschalten, das funktioniere auch heute noch mit Sport, um dann „todmüde ins Bett zu fallen, vor allem beim Wechsel von der Nacht- auf die Frühschicht“, sagt die 24-Jährige. Ein Zehn-Kilometer-Lauf am Morgen und abends Krafttraining im Sportstudio — ihre Fitness sieht man der jungen Polizistin nicht an. „Ich bin noch nie in die Situation gekommen, aber ich weiß, ich könnte mich auf der Straße gut verteidigen.“

Tais Martinez Canamero war nie die klassische Leistungssportlerin. Es gab immer wieder Trainingspausen, weil Schule und — nach dem Abitur an der Marienschule 2011 — die Ausbildung ihr nicht genug Zeit ließen. Ein fester Termin in ihrem Judo-Kalender ist davon unberührt: das Training der Kleinkindergruppe an jedem Donnerstag. Zeit für den Freund, mit dem die Krefelderin in Tönisvorst wohnt, findet sie auch: „Er ist auch Sportler“, sagt sie lächelnd.

Eine verständnisvolle Partnerin hat auch Uwe Röpstorf. 20 bis 30 Trainingsstunden in der Woche versucht er unterzubringen. Das klappt manchmal nur, weil er nach einem Nachtdienst nur zwei bis drei Stunden schläft, „damit ich da bin, wenn sie von der Arbeit kommt“. Röpstorf ist zwar Mitglied bei Bayer Uerdingen, trainiert aber meist alleine.

1996 wurde er zum Triathleten. Der Volkstriathlon am Elfrather See — fünf Kilometer laufen, 20 Kilometer auf dem Rad und 500 Meter schwimmen — waren die Initialzündung für ihn. „Da habe ich Blut geleckt.“

Olympische Distanz, Mitteldistanz, Langdistanz — Röpstorf geht alle Härtegrade. Und er reist dafür durch die Welt: Trainingslager auf Lanzarote und Mallorca, Wettkämpfe in Deutschland, Australien, Kanada oder eben auf Hawai. Und das alles auf eigene Rechnung. „Das Haus ist abbezahlt, die Kinder sind erwachsen.“

Dass Auszeichnungen motivieren können, dafür ist Martinez Canamero das beste Beispiel. Nach langer Pause stand sie unmittelbar nach der Preisverleihung das erste Mal wieder auf der Matte, erzählt die 24-Jährige. „Ich will wieder angreifen. Ich will wissen, was ich noch leisten kann.“

In zwei Wochen will sie am Qualifikationsturnier für die Deutschen Meisterschaften teilnehmen. Solch ein Ziel hat Uwe Röpstorf nicht: Nach sechs Achillessehnen-Operationen und insgesamt drei notgedrungen sportfreien Jahren ist der 53-Jährige „froh über alles, was ich noch machen kann“.

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