Sie kümmern sich mit Herzblut ums Kinderkriegen

Die berufliche Situation von Hebammen ist angespannt. Das Team vom Wiegennest holt deshalb keine Kinder mehr auf die Welt.

Sie kümmern sich mit Herzblut ums Kinderkriegen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es werden wieder mehr Kinder geboren — eine gute Nachricht. Doch ausgerechnet die freiberuflichen Hebammen stehen mit dem Rücken an der Wand. Hohe Kosten für die Haftpflichtprämie machen ihnen neben einer außergewöhnlichen Arbeitsbelastung die Ausübung ihres Berufs schwer. Seit dem 1. Juli 2016 belaufen sich die Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung für freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen auf 6843 Euro im Jahr.

In der Zeit von 2002 bis 2016 haben sich die Haftpflichtversicherungsprämien nach Angaben des Deutschen Hebammen Verbandes mehr als verzehnfacht. Monat für Monat muss eine Hebamme rund 570 Euro an Fixkosten nur für die Versicherungspolice weglegen. In diesem Jahr erhöht sich die Belastung noch einmal um elf Prozent. Im Juli steht die nächste Steigerung auf 7639 Euro an. Die Versicherungspolice droht, das Einkommen aufzufressen. Keine Versicherung zu haben, bedeutet das berufliche Aus.

In Folge praktiziert das Gros der Hebammen nicht mehr in der Geburtshilfe — auch in Krefeld. Freiberufliche Hebammen holen keine Babys mehr auf die Welt, sie sind nur noch in der Vorsorge und Wochenbettbetreuung tätig und geben Kurse. Sie bezahlen dann weniger als 500 Euro jährlich für ihren Versicherungsschutz.

Das Team der Krefelder Hebammenpraxis Wiegennest arbeitete bis Mai 2015 als Beleghebammen am Helios-Klinikum, dem einzigen Krankenhaus der Stadt mit einer Abteilung für Geburtshilfe. Vor fünf Jahren gründete Isabell Bordag gemeinsam mit Sarah Rox und Verena Klapproth das Wiegennest. Anja Schennach ergänzt heute das Quartett. Das Wiegennest-Team bietet fast sämtliche Hebammenleistungen rund ums Thema Kinderkriegen an: Vorsorge, Wochenbettbetreuung, Stillberatung, Massage, Akupunktur, Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden — alles, bis eben auf die Geburtshilfe.

„Wir waren die letzten Beleghebammen in und für Krefeld“, erzählen die Frauen etwas wehmütig. „Trotz der berufspolitisch betrachtet nicht ganz so einfachen Situation machen wir unsere Arbeit täglich mit Herzblut“, sagt Verena Klapproth. Heute betreuen die Hebammen die Frauen umfassend während ihrer Schwangerschaft, im Wochenbett und sind im ersten Lebensjahr des Kindes Ansprechpartner in Still- und Ernährungsfragen.

Werdende Mütter nehmen so früh wie möglich den Kontakt zu den Hebammen auf. Bis Ende September ist das Wiegennest ausgebucht. Frauen, deren Entbindungstermin im Oktober ansteht, werden jetzt angenommen. „Die meisten Frauen melden sich bei uns, sobald sie einen positiven Schwangerschaftstest haben“, erzählt Isabell Bordag.

Die Hebammenpraxis feiert am 18. März ihr fünfjähriges Bestehen mit einem großen Familienfest. „Wir möchten Danke sagen für das uns entgegengebrachte Vertrauen“, sagt Sarah Rox. Gefeiert wird mit Hüpfburg, Dosenwerfen, Kinderschminken, Zuckerwatte und Popcorn und natürlich sind auch alle Interessierten willkommen. Ein Krefelder Portraitfotograf bietet ein Kinder-und Familienshooting gegen einen frei wählbaren Spendenbetrag an. Alle Einnahmen aus dem Shooting und den weiteren Attraktionen gehen an die Aktion Kreta-Mobifant.

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