Krefeld Sicherheit: Händlerin in Krefeld schlägt Alarm

Die Stadt Krefeld bestätigt den Missstand in der City. Der Ordnungsdienst soll laut der Verwaltung wieder präsenter werden.

Krefeld: Sicherheit: Händlerin in Krefeld schlägt Alarm
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Am Samstag hatte Gabriele Rommerskirchen genug. Da war ihre Geduld vorbei, und sie entschloss sich, endlich zu handeln. Denn am Samstag hatte es bereits die dritte Attacke auf ihr Ladenlokal „Oil & Vinegar“ in der Rheinstraße gegeben — allein in diesem Jahr. „Was ist los in Krefeld? Was passiert in unserer Stadt?“, fragt sich Rommerskirchen nicht erst jetzt.

Gegen 10 Uhr hatte ihre Mitarbeiterin Natalia Seinic das Geschäft geöffnet, als ein Unbekannter sie ansprach. „Was machst du hier?“, fragte der Mann. Seinic wollte antworten, wurde aber plötzlich von dem Mann geschubst, prallte mit der Rippe gegen eine Tischkante im Laden. „Ich habe geweint und gezittert. Gott sei dank ist er schnell abgehauen“, sagt die 29-Jährige am ersten Arbeitstag danach.

Ein tätlicher Angriff auf eine Mitarbeiterin, für Rommerskirchen ein No-Go. „Ich habe das Gefühl, dass wir als Gesellschaft so langsam verrohen“, sagt sie noch sichtlich schockiert. Bereits Anfang des Jahres drangen Täter über das Dach in ihren Laden ein. Kurze Zeit später lenkte ein Unbekannter die Mitarbeiterinnen ab und raubte die Kasse aus. „1000 Euro, auf Wiedersehen“, sagt Rommerskirchen lapidar.

Doch so locker geht die gebürtige Krefelderin nicht mit der Thematik um, die Situation nimmt sie sehr mit. „Wir sind gerne hier, wir haben uns doch alle bewusst für Krefeld entschieden“, sagt sie auch im Namen ihrer Kollegen im Einzelhandel. Aber das Gefühl, dass Einzelhändler und Stadt an einem Strang ziehen, hat Rommerskirchen im achten Jahr als Unternehmerin nicht mehr. Besonders vom Kommunalen Ordnungsdienst (KOD), der laut eigenen Angaben in „enger Kooperation mit der Krefelder Polizei zu mehr Sicherheit in der Samt- und Seidenstadt beiträgt“, fühlt sie sich im Stich gelassen. „Ich kenne die kaum. Dass mal jemand in den Laden kommt und fragt, ob alles in Ordnung ist? Nö, natürlich nicht“, klagt sie. „Da wären ein bisschen mehr Präsenz und Zusammenarbeit wirklich schön.“

Die Stadt hat das Problem bereits erkannt. „Es gab tatsächlich dringenden Handlungsbedarf. Wir sind bemüht, den KOD wieder in Fahrt zu bekommen“, ließ die Stadt auf WZ-Anfrage ausrichten. Seit dem 1. März gebe es 16,5 statt 12,5 Planstellen beim KOD, „dadurch sind wir präsenter und bald auch sichtbarer“. Auch die Kommunikation solle besser werden.

Rommerskirchens Kollege Lutz Gottschalk, Inhaber von „Vivaoptic“ an der Hochstraße und Vorstandsmitglied der Werbegemeinschaft Krefeld, sieht die Probleme nicht so arg. „Wenn unsere Alarmanlage anspringt, ist die Polizei in einer Minute da. Sie hat mir aus Unternehmersicht schon zweimal das Leben gerettet“, sagt er. Und auch beim KOD ist er überzeugt, „dass es eher besser wird“.

Der gelernten Zahntechnikerin Rommerskirchen, die mit ihrer Geschäftspartnerin Kirsten Scholten im Alter von 50 Jahren „einfach mal was komplett anderes machen“ wollte, geht es aber um mehr als die Sicherheit. Sie spricht über Uringestank am Seidenweberhaus, über „elf leerstehende Ladenlokale in der Königstraße“, über unverständliche Richtlinien hinsichtlich der Außenwerbung. „Alles Dinge, die Krefeld nicht attraktiver machen“ — weder für Einzelhändler, noch für Besucher.

Doch Rommerskirchen möchte auch Lösungen liefern. Schließlich liege Krefeld ihr am Herzen und „hat viel Potenzial“. Daher wünscht sie sich einen Runden Tisch für Einzelhändler. Für den Austausch untereinander, aber auch für den Dialog mit Stadt, Polizei und KOD. „Die Leute müssen Krefeld gerne besuchen“, sagt sie.

Sie selbst tut, was sie kann. Mit geflochtenen Blumentöpfen am Eingang, mit hochwertigen Materialien im Lokal, viel Holzoptik. Doch zum Gesamteindruck beim Einkauf gehöre eben nicht nur das einzelne Ladenlokal, sondern auch das Umfeld. Auch Gottschalk gibt zu, dass er die Blumenkästen vor seinem Laden von Zigarettenkippen und anderem Unrat befreien muss. „Die Stadt ist schon etwas zu dreckig. Aber das ist Sache der Stadt und der Inhaber“, nimmt er sich und seine Kollegen mit in die Pflicht. Generell kann Gottschalk nicht unterschreiben, „dass Krefeld nicht attraktiv ist“. Er lobt auch das Stadtmarketing und die „Krefelder Perspektivwechsel“. Sein Urteil: „Es tut sich was.“

Gabriele Rommerskirchen kann dieses Urteil — auch nach den Eindrücken vom Wochenende — nicht teilen. „Die Stadt ist gefragt“, sagt sie. Und hofft auf Besserung in Krefeld.

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