Sexueller Missbrauch ist in Krefeld Alltag

Dunkelziffer bei Übergriffen auf Kinder ist hoch. In Krefeld gibt es zu wenig Prävention.

Sexueller Missbrauch ist in Krefeld Alltag
Foto: dpa

„Die Zahlen angezeigter Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch sind seit Jahren konstant hoch und ebenso erschreckend wie die Gewissheit, dass das Dunkelfeld um ein Vielfaches größer ist“, heißt es im Programm zur konsequenten Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und deren Folgen. Im Krefelder Jugendhilfeausschuss stimmten die Mitglieder jetzt einhellig dafür, die Realisierung von in einem Workshop erarbeiteten Handlungsperspektiven gegen sexuellen Missbrauch durch die Verwaltung prüfen zu lassen.

Es geht um den Ausbau vorhandener Beratungs- und Therapieangebote, kontinuierliche Präventionsangebote in Kitas, Schulen, Jugendeinrichtungen, in Flüchtlingsunterkünften, genauso aber auch um ambulante Gruppenangebote in freier Trägerschaft für sexuell übergriffige Kinder. So eins gibt es derzeit beim Deutschen Kinderschutzbund für männliche Jugendliche ab 14 Jahren. „Ein entsprechendes Angebot für Kinder unter 14 Jahre existiert in Krefeld nicht. In den letzten Jahren häuften sich allerdings Fälle, bei denen Kinder sexuell übergriffiges und grenzverletztendes Verhalten zeigten“, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Empfehlung: Kurzfristig soll eine Teilzeitstelle beim Kinderschutzbund für Gruppenangebote eingerichtet werden.

Der Handlungsbedarf sei „dramatisch“, das habe sich im Workshop gezeigt, betont Ratsfrau Anja Cäsar (Grüne) im Jugendhilfeausschuss. Beim Spezialdienst „Hilfen für Opfer bei sexuellem Missbrauch“ führt die Verwaltungsvorlage bis September 127 „Fälle“ auf. Anja Cäsar: „Ich bin froh, dass sich die Kurzfristigkeit auch in der Verwaltungsvorlage widerspiegelt.“ Reagieren sei dringend notwendig — und das „besser schon gestern als morgen“.

Laut Markus Schön, Fachbereichsleiter Jugendhilfe, gibt es beim Kampf gegen sexualisierte Gewalt in Krefeld „noch deutlich Luft nach oben“. Den Beschluss der Verwaltungsvorlage wertet Jugendamtsleiter Schön aber als gute Möglichkeit, „den Diskurs“ zu diesem wichtigen Thema anzuregen.

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