Artenschutz Lebensraum für Erdkröten und Kammmolche zerstört

Siehe Kommentar · Seit 15 Jahren setzen sich Anwohner der Breitenbachstraße ehrenamtlich drei Monate im Frühjahr, Tag für Tag, für Artenschutz ein - und eine Immobiliengesellschaft rodet ohne Rücksprache die Fläche.

 Die ehrenamtlichen Artenschützer Ellen Klose (v.l.), Guido Dietel, Annegret Göb und Heike Klabunde sind entsetzt über die Zerstörung des Biotops an der Breitenbachstraße, das seltenen Amphibien Heimat geboten hat.

Die ehrenamtlichen Artenschützer Ellen Klose (v.l.), Guido Dietel, Annegret Göb und Heike Klabunde sind entsetzt über die Zerstörung des Biotops an der Breitenbachstraße, das seltenen Amphibien Heimat geboten hat.

Foto: Jochmann, Dirk/Jochmann, Dirk (dj)

Ende März suchte die Stadt Krefeld noch mit Hilfe mehrerer Pressemeldungen Helfer für den Krötenschutz. Abhängig von den Temperaturen wandern Frösche, Kröten und Molche von ihren Winterquartieren zu ihren Herkunftsgewässern, um dort abzulaichen. Seit mehr als 15 Jahren engagiert sich Annegret Göb ehrenamtlich mit Freundinnen und Anwohnern für den Amphibienschutz auf der Breitenbachstraße in Oppum. Und das auch weiterhin, selbst als Annegret Göb vor einigen Jahren nach Düsseldorf umgezogen war. Doch als sie jetzt vor kurzem wieder einmal eine Freundin dort vor Ort besuchte, traf sie nach eigenen Worten der Schlag: Das Biotop und geschützte Heimat für Kröten und Molche (unter anderem den sehr seltenen Kammmolch) wie auch für viele Vögel und Igel ist zerstört.

„Die Immobiliengesellschaft Vonovia (ehemals Annigton) hat in dem Bereich zwischen den Häusern 83-87 und dem Parkplatz des Ausbesserungswerks die Pappeln dort fällen lassen und das hauptsächlich mit Brombeersträuchern besetzte Dickicht entfernt und den Boden mit einer Planierraupe platt gemacht“, erzählt Göb vor Ort. Die für Artenschutz zuständige Mitarbeiterin des Fachbereichs Umwelt habe davon nichts gewusst. Der Schrecken bei ihr sei ebenso groß gewesen, schließlich unterstützt die Stadt seit vielen Jahren den Artenschutz an der Breitenbachstraße durch einen Krötenzaun.

Als Göb 2004 mit ihrer Tochter dorthin zog, fielen ihr nach der Winterpause die vielen Amphibien auf, die vom Ausbesserungswerk bis in den Wendekreis bei Hausnummer 122 von links nach rechts wanderten und denen drohte, überfahren zu werden. „Also haben wir dann mit weiterer Unterstützung bis zu drei Monate lang jeden Abend die Tiere eingesammelt und sicher zu ihren Herkunftsgewässern gebracht.“ Kammmolche wie Erdkröten zählen zu den bedrohten Tierarten, deren natürlicher Lebensraum zusehends verschwindet. Das weiß auch der Fachbereich Umwelt, der im Rahmen der Park-Sanierungen für die Euroga um die 2000er-Wende schon einmal Europaweit Schlagzeilen gemacht hatte wegen der Gefährdung der Kammmolch-Population im Greiffenhorstpark.

Annegret Göb hat inzwischen einen erzürnten Brief an Oberbürgermeister Frank Meyer und die neue Umweltdezernentin Sabine Lauxen geschrieben – und laut eigener Worte bislang keine Antwort erhalten. Eine Anfrage unserer Redaktion an die neue Mailadresse [email protected] sowie an das Presseamt blieb ebenfalls unbeantwortet, weil die einzige dafür zuständige Mitarbeiterin längerfristig erkrankt sei. Auch die Vonovia war in dieser Angelegenheit nicht zu erreichen.

Die Ehrenamtler um Annegret Göb sind ob dieses Umgangs mit schützenswerten Arten frustriert. „Selbst der Presseaufruf ‚Stadt sucht Helfer für den Krötenschutz‘ Ende März kam um zwei Monate zu spät“, sagt Göb. Da ist die Krötenwanderung längst abgeschlossen.

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