Seidenweberhaus: Der Alltag eines Parkwächters

In den Notausgängen und in der Tiefgarage unter dem Theaterplatz kauern Drogenabhängige. Für Personal und Kunden eine beängstigende Situation.

Krefeld. Werner W. ist Dauerparker in der Tiefgarage des Seidenweberhauses. So zentral und gut erreichbar sein Parkplatz auch ist, die Zustände in den beiden Etagen sind dem selbständigen Krefelder inzwischen ein Gräuel. Immer häufiger komme es vor, dass Menschen zwischen seinem Fahrzeug und der Wand kauerten, wenn er los fahren wolle - zugedröhnt oder nur erschöpft kurzzeitig Unterschlupf suchend.

Michael Heinz kennt diese Situation - und viele andere mehr. Gemeinsam mit drei weiteren Kollegen kontrolliert er als Parkwächter rund um die Uhr in drei Schichten zu je acht Stunden das Parkhaus unter dem Theaterplatz. Dazu zählen neben der 16700 Quadratmeter großen Parkfläche auf zwei Etagen auch die normalen Kundenzugänge sowie drei Notausgänge.

"Bei unseren Rundgängen werden wir angepöbelt, bespuckt, mit Waffen (zum Beispiel Messern) bedroht und mit Gegenständen wie zerbrochenen Flaschen, Stöcken oder was gerade greifbar ist, beworfen. Oder es wird der mitgeführte Hund auf den Parkwächter gehetzt", erzählt Heinz genervt.

Wenn dann die Polizei oder der kommunale Ordnungsdienst gerufen werde, komme entweder niemand - oder wenn doch jemand erscheine, seien diejenigen schon fort. Vor allem in der zweiten Ebene würden sich die Junkies jetzt bei dem kühleren Wetter rumtreiben und dort Wasser zum Ausspülen ihrer Spritzen holen.

Den Eindruck, dass der private Betreiber des Parkhauses nicht genügend auf die Sauberkeit und Sicherheit achte, weist Michael H. zurück. "Alle Parkwächter des Seidenweberhauses kontrollieren ungefähr stündlich alle drei Notausgänge auf beiden Etagen. Von dem enormen Aufwand für die Reinigung ganz zu schweigen." Was dort vorgefunden werde, sei alles andere als normaler Müll.

"Wenn die Stadt und die Polizei schon diese Szene am Ostwall platzieren will, sollte sie auch für die hiermit verbundenen Folgen aufkommen", sagt der Parkwächter. Beispielsweise müssten speziell geschulte Reinigungskräfte eingesetzt werden, die den mit abertausenden von Bakterien, Drogen und Blut behafteten Sondermüll in den Notausgängen und der Tiefgarage fachgerecht entsorgen. Heinz: "Wir finden jeden Tag eine komplette 240 Liter Tonne von diesem Müll."

Auch ein fest engagierter Sicherheitsdienst wie bei der Mediothek sei unabdingbar. "Viele Kunden klagen darüber, dass sie nach dem Einkauf mit Tüten bepackt auf dem Weg zu ihrem Auto angebettelt und oftmals sogar bis ins Parkhaus verfolgt würden", erzählen der Parkwächter und seine Kollegen. Über den Hilfeknopf des Kassenautomatens riefen Parker dann oftmals das Personal zur Unterstützung herbei. "Die aufgezählten Probleme können nicht einzeln vom Betreiber des Parkhauses oder den Händlern in der Nähe gelöst werden."

Im Vorfeld der Straßenmodenschau hatte die Stadt angesichts der zahlreich erwarteten Besucher aus nah und fern zumindest die Notausgänge von einer externen Reinigungsfirma reinigen lassen. Deren Kräfte arbeiteten in Schutzkleidung und Atemschutz. Auf Bitten der Firma sicherten der kommunale Ordnungsdienst und die Polizei durch ihre Anwesenheit die Arbeiten.

"Das ist bei Veranstaltungen in Krefeld zwar nicht das übliche Verfahren, aber aufgrund der Situation vor Ort und der Außenwirkung notwendig gewesen", sagt Ulrich Cloos, der Leiter des Fachbereichs Stadtmarketing und Stadtentwicklung. Nachhaltig sei eine solche Aktion allerdings nicht. "Dafür brauchen wir Konzepte, die die Bedürfnisse der abhängigen Menschen ebenso abdecken wie die der Bürger, die sich in ihrer Stadt sicher fühlen wollen", so Cloos. Die sollen in der neuen Arbeitsgruppe "Runder Tisch - Theaterplatz" erarbeitet werden. Werner W. überlegt derzeit, ob er sich einen neuen Dauerparkplatz suchen soll.

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