Schwanenbrunnen: Wo sich einst die Bürger das Wasser zapften

Der Wasserspiel vor dem Schwanenmarkt heißt jetzt Schwanenbrunnen.

Krefeld. Nun ist es amtlich: Das Wasserspiel an der Hochstraße heißt Schwanenbrunnen. Das mit großen roten Schleifen und Tannengrün geschmückte kleine plätschernde Bauwerk sieht zur Feierstunde schon aus wie ein Weihnachtsgeschenk. Eine große Runde interessierter Bürger schaut der Namensgebung zu, die mit Musik der Schmackes Brass Band und Vorträgen von Volker Diefes aus seinem Programm „Ein Bauch ist schon mal ein Ansatz“ zum Herbstfest wird. Es ist der erste Brunnen in Krefeld, der einen Namen trägt.

„Nachdem wir im vergangenen Jahr die Patenschaft für ihn übernommen haben, wollen wir ihn jetzt auch in Anlehnung an unser Schwanenmarkt-Center ordnungsgemäß taufen“, sagt Alexandra Wagner, die Managerin des Hauses. Damit hat jahrzehntelanges Rätselraten um die Tierart auf dem Brunnenrand ein Ende. Es sind keine Enten, sondern wirklich Schwäne. Die Krefelder waren lange davon überzeugt, dass es sich beim Federvieh nur um Enten handeln könnte. Im Volksmund hatte er stets die Bezeichnung Entenbrunnen getragen.

Peter Kaiser, Vorsteher im Bezirk Stadtmitte, rollt die Geschichte auf: „Der Name ,Schwanenmarkt‘ geht auf eine Pumpe zurück, die einst dort stand. An dieser ,öffentlichen Zapfstelle‘ versorgten sich die Bürger Anfang des 20. Jahrhunderts mit Trinkwasser. Sie zierte ein eisernes Schwanenküken.“

Der heutige städtische Brunnen aus bayrischem Muschelkalk hat seinen Ursprung in einem Wettbewerb, den der Berliner Bildhauer August Gaul gewann und den der Krefelder Kommerzienrat Heinrich Müller-Brüderlin in Auftrag gab. Die Steinarbeiten erledigte der Berliner Hofsteinmetzmeister Schilling.

Der Brunnen wurde kurz vor Weihnachten 1905 auf dem Platz eingeweiht. Im Relief sind Schwäne zu erkennen. Im Entwurf von Gaul steht ebenfalls, dass sich auf dem oberen Schalenrand sechs Jungschwäne aus Bronze tummeln. Und diese kleinen Tiere sind das Problem. Schwanenküken sehen aus wie Enten. Und so bekam der Brunnen im Volksmund seinen Namen.

Klarheit schaffte Denkmalpfleger Veit Berroth seinerzeit in der Sitzung der Bezirksvertretung, bei der über die Namensgebung entschieden wurde: Mit einem unübersehbaren Schmunzeln wies er darauf hin, dass der ehemalige Zoodirektor Walter Encke die Bronzetierchen auf den Wasserspielen eindeutig als Enten identifiziert hatte. Gleichzeitig erinnerte er aber daran, dass auf den Reliefs des Beckens ganz klar Schwäne abgebildet seien. Nur Schwanenküken tragen Höckerchen auf den Schnäbeln. Damit jetzt keiner mehr den Namen vertauscht oder vergisst, mauerten Wagner und Kaiser eine Gedenktafel vor dem Brunnen in das Pflaster.

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