Eine Schulleiterin berichtet Schwänzen in Krefeld: Wenn Eltern die Ferien einfach mal vorverlegen

Ein Problem in ganz NRW: Eltern lassen ihre Kinder die Schule schwänzen, um früher in den Urlaub zu starten. Eine Schulleiterin aus Krefeld berichtet, was sie erlebt und wie sie damit umgeht.

Eine Schulleiterin berichtet: Schwänzen in Krefeld: Wenn Eltern die Ferien einfach mal vorverlegen
Foto: dpa

Krefeld. Wenn am Freitag die Zeugnisse verteilt werden, dann ist auch in den Klassenräumen Krefelder Schulen längst nicht mehr jeder Platz besetzt. Denn immer mehr Eltern verlängern die Ferien ihrer Kinder auf eigene Faust, etwa, um günstigere Flüge zu bekommen. Während die einen also noch ihre Mathe- und Deutsch-Noten entgegennehmen, liegen andere bereits am Strand. Da sind auch Krefelder Familien keine Ausnahme. „Oh ja, das ist ein Problem und wird vor allem immer mehr“, sagt Christa Lunkenheimer beispielhaft. Sie ist Leiterin der Albert-Schweitzer-Realschule und musste sich in den vergangenen Jahren zum Teil haarsträubende Ausreden anhören.

„Wie viele Omas kurz vor den Ferien krank werden oder Onkel sterben, ist wirklich erstaunlich“, sagt Christa Lunkenheimer mit einem Schmunzeln, obwohl sie über Ferienverlängerer eigentlich längst nicht mehr lachen kann. Wenn es wirklich einen triftigen Grund gebe, wieso ein Kind früher aus der Schule genommen werden müsse, habe sie ja Verständnis, sagt die Schulleiterin. „Wenn es aber nur um günstige Flüge geht, nicht.“

An der Albert-Schweitzer-Realschule versuchen sie und ihre Kollegen, das Ferienverlängern einzudämmen, indem sehr genau nachgehalten wird, welche Schüler in den letzten Tagen vor Ferienbeginn nicht anwesend sind und indem Atteste eingefordert werden, bevor es Ausnahmegenehmigungen gibt. „Aber das geht mittlerweile auch soweit, dass uns gefälschte Atteste vorgelegt werden“, sagt Christa Lunkenheimer. „Manche Eltern haben überhaupt kein Verständnis dafür, dass sie etwas Unrechtes tun, wenn sie ihre Kinder zu früh aus dem Unterricht holen.“ Letztlich bleibe der Schule nur, die Bezirksregierung ins Boot zu holen und ein Bußgeldverfahren einzuleiten.

Nicht an allen Schulen ist das Problem übrigens so groß, die Leiterin des Berufskollegs Glockenspitz, Marion Pork, etwa beobachtet an ihrer Schule kaum Fälle. „Klar, ab und an kommt das mal vor“, sagt sie. „Aber nicht auffällig oft.“

Die Bezirksregierung Düsseldorf verzeichnete im vergangenen Jahr im gesamten Regierungsbezirk 2300 Bußgeldverfahren wegen unentschuldigten Fehlens, 390 davon im Zusammenhang mit Ferien. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es noch 1518 Verfahren, davon 218 im Zusammenhang mit Ferien. Die Höhe eines Bußgeldes kann bis zu 1000 Euro betragen.

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