Verbrechen Schutznebel macht Einbrecher blind

Firmen setzen im Kampf gegen Kriminelle auf Nebelgeneratoren. In Sekunden werden Verkaufsräume undurchsichtig.

Verbrechen: Schutznebel macht Einbrecher blind
Foto: Bandit GmbH

Krefeld. Es dauert nur Sekunden, dann ist der ganze Raum in weißen Nebel gehüllt. Man sieht die eigene Hand vor Augen nicht mehr. Eine Orientierung ist kaum noch möglich. Was sich nach dem Highlight eines Discobesuchs anhört, ist einer der neuesten Trends bei der Bekämpfung von Einbrüchen. „Schutznebel“ wird nach Angaben von Sicherheitsfirmen bei Ladeninhabern immer beliebter. Auch in Krefeld vertrauen Geschäftsinhaber auf die Nebel-Sicherheitssysteme.

So führt ein Einbruchsalarm in einer Drogeriemarkt-Filiale am Nauenweg am Sonntagabend zur Aktivierung einer fest installierten Nebelmaschine. Gegen 23 Uhr wird der Verkaufsraum der Filiale innerhalb von Sekunden zum undurchsichtigen Labyrinth. Kurze Zeit später ist die Polizei — alarmiert von einem Sicherheitsdienst — vor Ort. Bei der Durchsuchung des Gebäudes und der Umgebung werden jedoch keine Einbrecher angetroffen. Weil zudem keine Aufbruchspuren an dem Gebäude gefunden werden, werten die Ordnungshüter den Fall als Fehlalarm.

Trotzdem befürworten die Beamten die Installation der Nebelsysteme. „Der Einsatz von Einbruchsnebel ist eine wirksame Methode. Der Nebel ist gesundheitlich unbedenklich. Binnen kürzester Zeit ist der Raum nebeldurchflutet, so dass eine Orientierung nicht mehr möglich ist. Der Nebel wird in der Regel immer über eine Einbruch- und Überfallanlage ausgelöst“, sagt Polizeisprecherin Katrin Wentker.

Wirksam seien die Nebelwerfer vor allem gegen sogenannte Blitz-Einbrüche, berichtet Harald Ackermann. „Wenn eine Alarmanlage ausgelöst wird, ist die Polizei meist in wenigen Minuten am Tatort — doch genau diese Verzögerung wird auch für gefeilte Sicherungskonzepte nicht selten zum Problem“, sagt der Mitarbeiter des Unternehmens Bandit, das eigene Schutznebelgeneratoren herstellt und vertreibt. Diese liefern nach Betreiberangaben 28 Kubikmeter Nebel pro Sekunde durch ein mit 16 Bar Druck betriebenes System und verringern die Sichtweite damit auf nur noch 20 Zentimeter. „Der Einbrecher ist dann quasi blind“, erklärt Ackermann. Einen Raum mit 50 Quadratmetern würde der Generator in unter fünf Sekunden mit dem undurchsichtigen Nebelgemisch fluten. In so kurzer Zeit sei es Einbrechern unmöglich, sich über die Beute herzumachen und bis zum Eintreffen der Polizei zu flüchten. Was vor allem zur Verhinderung von Blitz-Einbrüchen bei Juwelieren, Banken und Tankstellen notwendig sei. Wie erfolgreich die Nebelanlagen jedoch sind, vermag die Polizei nicht zu sagen. „Hierzu gibt es keine Statistik, so dass wir keine Angaben machen können“, so Wentker.

Für die Gesundheit soll laut der Firma Bandit durch den Einsatz des Nebelfluids keine Gefahr bestehen. Dafür können aber ganz andere Probleme auftreten, wie der Fall des ausgelösten Nebelwerfers am Nauenweg zeigt. Dort hatte ein Anwohner die durch einen Generator verursachten Nebelschwaden fälschlicherweise für den Qualm eines Brandes gehalten und über den Notruf die Feuerwehr informiert. „Vor Ort haben wir dann festgestellt, dass es sich lediglich um einen aktivierten Nebelgenerator gehandelt hat“, erklärt ein Sprecher der Feuerwehr.

Mit Drucklüftern sorgen die Rettungskräfte vor Ort in dem Ladenlokal wieder für Durchblick. „Wir hatten solch einen Vorfall bereits zwei, drei Mal“, sagt der Sprecher. Rund eine Stunde hätte der Einsatz am Sonntagabend gedauert.

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