Schulreform: „G8 macht uns Schwierigkeiten“

Durch das verkürzte Abitur haben Jugendliche weniger Freizeit. Schulen und Vereine kämpfen mit Auswirkungen.

Krefeld. Keine Hobbys, keine Freunde, keine Zeit. Vor der Einführung des verkürzten Abiturs 2005 wurden dessen negative Folgen heftig diskutiert. Auch in Krefeld begegnete man dem Turbo-Abi mit Skepsis.

Es wurde befürchtet, dass Schülern die Zeit für Hobbys und Lehrern der Spielraum für musische und sportliche Bildung fehle.

In diesem Jahr hat der Doppeljahrgang seinen Abschluss gemacht. Schulen und Freizeiteinrichtungen haben sich mit den veränderten Bedingungen arrangiert.

Am Maria-Sibylla-Merian Gymnasium (MSM) sind die Schulstunden länger geworden. „Zwei der jetzigen Schulstunden waren früher drei Stunden. Vormittags haben wir jetzt nur noch vier Stunden, das bringt eine gewisse Entlastung“, erklärt Schulleiter Heinz Strohe.

Ab der sechsten Klasse haben die Schüler auch einmal nachmittags Unterricht, in den höheren Stufen sind es manchmal drei Nachmittage. Länger als bis 16.30 Uhr habe aber kein Schüler Unterricht.

Eine höhere Belastung bemerken laut Strohe insbesondere die Eltern, die G8 und G9 vergleichen können. „Die Schule und die Eltern sind im Gespräch, um die Zusatzbelastungen zu identifizieren und zum Beispiel durch organisatorische Veränderungen zu reduzieren. Die erhöhten Anforderungen resultieren zum Beispiel auch durch den Beginn der zweiten Fremdsprache in der Jahrgangsstufe 6.“

Die AGs hätten vor allem im musischen Bereich Probleme. Probetermine an Wochentagen seien fast unmöglich. Musikschulleiter Ralph Schürmanns schließt sich dem an: „G8 macht uns Schwierigkeiten, besonders in Zusammenhang mit der Nachmittagsbetreuung.“ Früher hätte man ab 13 Uhr unterrichten können, das sei jetzt schwierig geworden.

„Im Jahr der Einführung von G8 hatten wir bei den 15- bis 18-Jährigen starke personelle Einschnitte; die haben eine drastische Verdichtung erlebt. Das war für uns schon schmerzlich. Auch gute Schüler sind gegangen“, berichtet Schürmanns.

Mittlerweile habe sich die Lage beruhigt. „Das war ein Einmaleffekt. Die Jüngeren wachsen in das Modell anders rein.“ Dramatische Einbrüche in den Schülerzahlen könne man nicht beklagen — auch, weil die Musikschule vorgesorgt hat: „Wir haben das Angebot in den Schulen frühzeitig ausgeweitet“, berichtet Schürmanns.

Mit Kooperationsprojekten geht die Musikschule direkt in die Schulen. „Die Aktivitäten haben sich stark nach außen verlagert. Das ist ein herauszuhebender Paradigmenwechsel“, so Strohe. Bei steigenden Schülerzahlen gebe es einen starken Strukturwandel.

Die Musikschüler seien jetzt jünger. Deshalb soll es in den neuen Räumen einen Hausaufgabenraum für Schüler geben, die nach dem regulären Unterricht in die Musikschule kommen.

Im Krefelder Stadtsportbund sorgt man sich weniger. „Der Schulunterricht wurde schwerpunktmäßig in den Nachmittag verlegt, das hat auf Sportarten, die abends trainiert werden, keine Auswirkung“, sagt Jutta Zimmermann von der Sportjugend, die auch mit den Schulen kooperiert.

Dass die Mitgliederzahl in den vergangenen zehn Jahren gesunken sei, könne auch mit dem demographischen Wandel zusammenhängen.

Beim KFC Uerdingen gehe man laut Jugendcheftrainer Thorsten Spee jetzt noch verständnisvoller mit den Verpflichtungen der Spieler um. Weniger Mitglieder habe man nicht.

„Die meisten haben sich für den Fußball entschieden. Und die A- und B-Jugend trainiert nicht mehr vor 18.30 Uhr. Dann ist da ein zeitlicher Puffer zwischen“, so Spee. Man hat sich angepasst.

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