Talent : Krefelder startet bei Mathe-Olympiade
Krefeld Matthias Lotze, Schüler der Marienschule, ist wohl einer der besten jungen Mathematiker Mitteleuropas. Dabei spielen diese Tatsache und der Erfolg für ihn eine untergeordnete Rolle.
Es dauert nur wenige Augenblicke und Matthias Lotze hat die ersten Lösungsschritte für eine Ungleichung an die Tafel gebracht. Für einen Laien, der zwar irgendwie im Leistungskurs Mathe gelandet ist, danach aber kein Land mehr gesehen hat, sieht das genial aus. Als Genie sieht sich der 17 Jahre alte Schüler der Marienschule aber nicht. „Aber man muss schon ziemlich gut sein“, gibt er zu.
Lotze nimmt Ende August als einer von sechs jungen Mathe-Experten für Deutschland an der Mitteleuropäischen Mathematikolympiade in Tschechien teil. Für den 17-Jährigen, der im kommenden Schuljahr die Jahrgangsstufe 12 besucht, ist es eine Art Krönung einer mehrjährigen Reise. Eine Reise, die von einer Leidenschaft für Zahlen, Gleichungen und Formen begleitet wird.
Alles begann in der fünften Klasse. Sein Mathelehrer an der Marienschule gibt den Startschuss. Er bewegt Lotze dazu, sich an Wettbewerben zu beteiligen und bietet eine spezielle Mathe-Förderstunde an. In der Grundschule habe Lotze zwar schon gemerkt, dass er mit Zahlen „ganz gut kann“, aber richtig los ging es erst mit der Teilnahme an Wettbewerben. Und wie: Auf Landesebene räumt er zahlreiche erste Plätze ab, auf Bundesebene konnte er für NRW zwei dritte Plätze belegen. Viele weitere Erfolge liegen hinter ihm.
Was ihn an der Mathematik fasziniert? „Mir macht logisches Denken Spaß. Man kommt nie an irgendein Ende. Es gibt immer elegantere Lösungen.“ Dass er sich auf Lösungen konzentrieren kann, liegt auch an seiner Schule: Der 17-Jährige kann in der siebten Klasse einen Fachsprung in die zehnte Klasse machen. Bedeutet: Im Fach Mathematik schreibt er jetzt auch die Klausuren der zehnten Jahrgangsstufe mit. Den Unterricht muss er dafür nur unregelmäßig besuchen. Dort müsse er vor allem aufpassen, „wie die Lösung aufgeschrieben wird“, da die „Notation“ bei der Wettbewerbsmathematik freier sei als im Unterricht. Ansonsten trainiert er während der Mathe-Unterrichtszeiten für anstehende Wettbewerbe. Wettbewerbsmathematik sei vergleichbar mit Themen, die auch in Hochschulen behandelt werden, so der 17-Jährige.
Fünfstündige Klausur bei Mathematik-Olympiade
Bei der Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade treffen Ende August Schüler-Teams aus zehn europäischen Staaten in einem Einzel- und einem Mannschaftswettbewerb aufeinander. Im Einzel schreibt jeder Schüler eine fünfstündige Klausur, am Folgetag steht die ebenfalls fünfstündige Teamklausur an. Wer dort um die Wette „rechnet“, habe Jahre mit Wettbewerben, Seminaren und Trainingstreffen hinter sich. Die bundesweite Fördermaßnahme „Jugend trainiert Mathematik“ beginne in der siebten Klasse mit hundert Schülern. „Die Teilnahme am jeweils nächsten Jahr des Programms hängt von der Leistung im vorherigen Jahr ab, bis im letzten noch circa 20 bis 30 Schüler übrigbleiben“, erklärt Lotze.