Krefelder Zoo Schüchterner Seelöwe Edu taut auf

In den ersten zwei Wochen war der neue Seelöwe sehr zurückhaltend. Jetzt beginnt er, auf die Handzeichen der Pfleger zu reagieren. Und — auch wichtig — auf die Seelöwinnen.

Krefelder Zoo: Schüchterner Seelöwe Edu taut auf
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Schnaufen, Luft rein, untertauchen, Runden drehen, auftauchen, einatmen, untertauchen. Bis zu 15 Minuten kann so ein Seelöwe unter Wasser bleiben. Und genau das tat Edu den lieben langen Tag in den ersten zwei Wochen im Krefelder Zoo. Der neue Seelöwen-Bulle, der Ende Juni aus der Gelsenkirchener Zoom-Erlebniswelt an den Niederrhein gezogen war, war zu Beginn extrem scheu. Er fraß auch kaum.

Wobei ihm das nach Ansicht der Tierpfleger absolut nicht geschadet hat. Denn „der dicke Edu“, wie er liebevoll getauft wurde, dürfte fast doppelt so groß sein wie sein Vorgänger in der Schwimmbecken-und-Felsen-Welt schräg gegenüber vom Pinguin-Gehege. Chico, der hier seit 1993 gelebt hatte und Ende des vergangenen Jahres im Alter von 25 Jahren gestorben war, hatte rund 250 Kilogramm gewogen.

Nachdem auch Weibchen Nessie im Alter von 28 Jahren starb, ist durch Edu (11) und seine beiden vier Jahre alten Weibchen Annie — ebenfalls aus Gelsenkirchen — und Kitai aus der Wilhelma in Stockholm ein Generationenwechsel im Krefelder Zoo vollzogen. Und es gibt erste Hoffnung auf Nachwuchs.

„Edu hat Kontakt zu den Weibchen aufgenommen“, freut sich Zoo-Pressesprecherin Petra Schwinn, „und er hat sich auch schon mit ihnen gepaart.“ Und zwar genau zur passenden Zeit. In freier Wildbahn kommen die Kalifornischen Seelöwen-Kühe an die Küste, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und sich im Juni wieder zu paaren. Elf Monate tragen die Kühe den Nachwuchs aus.

In einem Jahr könnten also wieder fünf Seelöwen das Becken bevölkern. Etwa genauso lange wird es wohl dauern, bis es wieder Schaufütterungen geben könnte. Chico und seine Gefährtinnen hatten die Besucher über Jahre mit ihren Kunststücken unterhalten.

Mit Edu und seinem Harem fängt die Arbeit gerade erst an. Ein paar Tricks kennt der Ex-Gelsenkirchener schon von seinen bisherigen Betreuern. Aber das Vertrauensverhältnis mit den beiden langjährigen Krefelder Tierpflegern, die sich neben den Seelöwen auch um Elefanten, Nashörner und Pinguine kümmern, muss erst noch wachsen. Noch bleibt das Mitarbeiter-Duo außerhalb der Stein-Landschaft , wenn gefüttert wird.

Ein bisschen aufgetaut ist der Riese dabei mittlerweile schon. Er reagiert seit kurzem auf einige Handzeichen der beiden Zoo-Angestellten. Bei erhobener flacher Hand kommt er aus dem Wasser heraus und stoppt in Sichtweite, bei einer Luftrunde in Uhrzeiger-Richtung macht er einen kleinen Salto und bei Handbewegungen, die wie ein Rühren im Topf aussehen, schwimmt er eine Spirale. Zur Belohnung gibt es natürlich fettreichen Seefisch wie Lodde oder Hering.

Dass Edu und irgendwann auch die Weibchen solchen und anderen Kommandos folgen, ist aber kein reiner Zeitvertreib zugunsten der Zuschauer. Abgesehen davon, dass die Zootiere Beschäftigung brauchen, ist das Ganze aus medizinischer Sicht unverzichtbar. „Weil man Seelöwen nur schlecht in Narkose legen kann, kann man ihnen beispielsweise beibringen, ruhig liegenzubleiben, wenn sie beispielsweise geröntgt werden müssen“, erläutert Schwinn.

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