Stadtentwicklung Schock bei Radweg-Eröffnung: 29 junge Bäume abgesägt

Krefeld · Erstes Teilstück der Krefelder Promenade ist eingeweiht. Unbekannte haben einen Schaden in Höhe von 50 000 Euro angerichtet.

 Auch die ersten Familien zog es aufs Rad, um den neuen Weg abzufahren.

Auch die ersten Familien zog es aufs Rad, um den neuen Weg abzufahren.

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Schon Stunden vor der offiziellen Einweihung des ersten Abschnitts der Krefelder Promenade hatten sich einige Erkunder auf ihrem Rad auf die Strecke begeben. Was sie am Wegesrand jedoch sahen, schockierte sie: Unbekannte hatten in der Nacht zu Sonntag 29 von 31 direkt neben dem Radweg neu gepflanzte Bäume abgesägt. Kräfte der Feuerwehr mussten sie entlang des Teilabschnitts zwischen Dießemer Bruch und dem Oppumer Verschubbahnhof von den Befestigungen der Stützpfähle entfernen und zur Seite räumen.

Andreas Horster, Vorsitzender des Kommunalbetriebs, der neben dem Bau der Strecke auch für die Landschaftsgestaltung entlang der Route zuständig ist, bezifferte den rein materiellen Schaden auf 50 000 Euro. Auch die Polizei musste daher am Eröffnungstag schon zweimal auf dem neuen Radweg aufkreuzen. Nicht nur wegen der zerstörten Bäume, auch wegen Schmierereien auf Strecke und Parkbänken. Ob es eine Verbindung zur schon länger geäußerten Kritik und Warnung, wonach die Wurzeln der Bäume irgendwann den Radweg in eine Buckelpiste verwandeln könnten, und den Baumschädigungen gibt, werden die Ermittlungen ergeben.

Bei den Radfahrern
ist der Frust groß

Frust darüber machte sich bei den ersten Radlern auf der Strecke breit: „Man kann ja seine Meinung äußern, aber doch nicht mit solchen Aktionen“, sagte Familie Szabo, die mit ihren Kindern das erste Stück bis zur Sackgasse abgefahren waren: „Es ist eine riesige Aufwertung für Krefeld. Ein paar Idioten richten dann aber so einen Schaden an.“ Jörg Breuer, Vizechef beim ADFC Krefeld, ebenfalls unter den ersten Pedaleuren, meinte: „Ich sehe so eine Zerstörungswut in Krefeld leider häufiger.“ Dabei kann sich der erste Abschnitt von der Feuerwache entlang der Bahngleise bis zur Noch-Sackgasse am Verschubbahnhof sehen lassen. Eine vier Meter breite Straße mit Mittelstreifen – zwei Meter für jede Fahrrichtung –, daneben ein noch einmal zwei Meter breiter, nicht befestigter Fußweg, der den Blick frei gibt auf eine teilweise hügelige, gestaltete Landschaft mit Sitzgelegenheiten oder Wildwuchs. Noch wirkt das Parkgelände etwas steppenartig mit seinen Rasenflächen, Sträuchern und Wildkräutern. Ein Ort mit Aufenthaltscharakter soll entstehen, vielleicht sogar für Kulturevents. Die Landschaft befindet sich im Wachstum, wie auch die Krefelder Promenade. Der 1,2 Kilometer lange Abschnitt ist erst der Anfang.

In Zukunft soll die Trasse von Forstwald bis Uerdingen quer durch die Stadt verlaufen – und noch weit darüber hinaus. Es müssen bis dahin aber noch etliche Bauvorhaben umgesetzt werden. Das schließt auch noch den einen oder anderen Schulterschluss mit der Deutschen Bahn ein, wie Planungsdezernent Marcus Beyer sagte: „Wir sind in guten Gesprächen. Die Trasse macht Lust auf mehr.“ Andreas Domanski, Vorsitzender des ADFC, bezeichnete den ersten Abschnitt als „Herzstück“ und die Promenade als „Leuchtturmprojekt für den Alltagsverkehr“. Ein erster Baustein sei gelegt, doch müssten noch viele andere folgen.

OB Frank Meyer nannte die Eröffnung trotz der Zerstörung der Bäume einen „großen Tag“. Man mache heute den Anfang, sagte der Verwaltungschef am Sonntagmittag bei der Einweihung, umrahmt von etwa 50 Gästen und Hobbyradlern. Krefeld sei keine Insel, sondern Teil des großen Ganzen. Die Radstrecke soll in Zukunft auch die Städte Venlo mit Duisburg und Hamm verbinden. Sein Traum: irgendwann mit dem Fahrrad vom Bundeskanzleramt in Berlin bis nach Amsterdam im Sattel sitzen. Meyer aber geißelte auch die Vandalen der Nacht: „Das macht mich fassungslos. Mir fehlt da jegliches Verständnis. Wir lassen uns unser Projekt nicht kaputtmachen.“

Drei Millionen Euro seien für die Strecke und die Landschaft in den vergangenen eineinhalb Jahren verbaut worden, sagte Andreas Horster vom KBK. Etwa 600 000 Euro stammten aus städtischen Mitteln neben den üppigen Förderungen des Staates.

Die gefällten Bäume sollen ab Herbst und Winter ersetzt werden.

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