RWE-Aktien: Eine Rechnung mit Unbekannten

Die Stadt will verkaufen. Der Gewinn könnte geringer ausfallen als erhofft.

Krefeld. In der Dezember-Ratsssitzung ist der Verkauf der städtischen RWE-Aktien beschlossen worden. Man erwartet dafür einen Erlös von rund 120 Millionen Euro, der voraussichtlich zum Teil für die Schulsanierung (rund 20 Millionen) und zur Schuldentilgung eingesetzt werden soll.

Die Verwaltung kommt in ihren Berechnungen zu ganz anderen Schlüssen und Ergebnissen. In ihrer - nach eigenen Angaben vorsichtigen - Modellrechnung hätte die Stadt (inklusive Töchter) bis 2011 lediglich einen Gewinn von 1,86 Millionen Euro. Dabei sind nicht einmal anfallende Steuern berücksichtigt.

Wie kommen diese unterschiedlichen Erwartungen zustande? Die Stadt Krefeld ist im Besitz von 1 252 055 Stück RWE-Aktien. 734 750 davon befinden sich im unmittelbaren Eigentum der Stadt, 517 305 gehören der städtischen Tochter SWK.

Die Dividende pro Papier ist von 1 Euro in 2001 auf 1,75 in 2005 gestiegen. Nach Einschätzungen von Experten könnte diese Entwicklung bis 2009 auf 3 Euro pro Aktie weitergehen. Der Kurs der RWE-Aktie ist von 40 Euro Anfang 2005 auf über 80 Euro Ende 2006 gestiegen.

Wenn die Stadt ihre Aktien jetzt verkaufen will, gibt es einiges zu beachten. Der Verkauf muss der Bezirksregierung angezeigt werden. Ob die der geplanten Verwendung zustimmt, muss abgewartet werden. Die Aktien müssen den anderen Mitgliedern im Verband der kommunalen RWE-Aktionäre zunächst zum Kauf angeboten werden. Denn ursprünglich dienten die Anteile der Absicherung des kommunalen Einflusses auf den Versorger.

Beides ist nach dem Ratsbeschluss passiert. Mit einer Antwort aus Düsseldorf rechnet man im Rathaus Anfang Februar. Der Verkauf der SWK-Aktien ist nur zu 95 Prozent steuerfrei. Bei der Stadt selbst fällt Kapitalertragssteuer an. Das könnte den erwarteten Erlös bereits um bis zu 40 Millionen Euro schmälern. Zusätzlich wird sich dieser Schritt auf die Einnahmen sowohl der SWK als auch der Stadt auswirken.

Durch die wegfallende Dividende wird das Ergebnis der SWK reduziert und damit auch die Gewinn-Ausschüttung an die städtische Mutter. Im Etat könnte der sofortige Verkauf aller Aktien nicht ohne Schaden unmittelbar zur Reduzierung der Verbindlichkeiten eingesetzt werden, da durch vorzeitige Ablösung von Darlehen Vorfälligkeitsentschädigungen anfallen.

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