Prozess Rentnermord in Krefeld: Es droht ein Dauerprozess

Angeklagte schweigen weiter zur Anklage. Nachbarn beschreiben das Opfer als „normalen Mann“.

Prozess: Rentnermord in Krefeld: Es droht ein Dauerprozess
Foto: Daniel Reinhardt

Krefeld. Noch immer schweigen die fünf Angeklagten im Prozess um den Mord an einem 79-jährigen Mann vor dem Krefelder Schwurgericht. Gestern wurden Nachbarn und Polizeibeamte zu den Hintergründen der Tat vernommen. Ein Nachbar sagte aus, dass er den Rentner in den Wochen vor seinem Tod mit einem „Zigeuner“ zusammen gesehen habe. Genau habe er den Mann allerdings nicht erkennen können. Darum konnte der Zeuge auch nicht sagen, ob es sich dabei um einen der Angeklagten gehandelt hat.

Ein Nachbarsjunge beschrieb das Mordopfer als einen, aus seiner Sicht, ganz normalen alten Mann. Er habe in der Nachbarschaft geholfen und sich um den Jungen einer Bekannten gekümmert, als sei es sein eigener Enkel gewesen. Die Frau hatte bereits im Prozess ausgesagt, dass Hans-Werner L. auch sie großgezogen habe. Ein Polizeibeamter nannte im Zeugenstand noch einmal einige der grausigen Details vom Tatort.

Laut Anklage sollen die Angeklagten am 26. Oktober 2016 zu fünft in die Wohnung von Hans Werner L. an der Drießendorfer Straße eingedrungen sein, indem sie den Rentner überwältigten und mit Klebeband fesselten. Mit einem Knebel im Mund sollen sie ihn so ins Badezimmer gesperrt haben, wo der Mann qualvoll erstickte, während die Angeklagten die Wohnung nach Wertvollem durchsucht haben sollen.

Ob sie fanden, was sie suchten, ist fraglich. 800 Euro Rente habe das Opfer bekommen, das berichtete der Leiter der Mordkommission. Schulden beim Vermieter und den Stadtwerken lassen darauf schließen, dass der 79-Jährige nicht viel Geld hatte. Er hatte einige Antiquitäten in seiner Wohnung, die die Angeklagten mutmaßlich für wertvoll hielten. Sie könnten der Grund für den Raubüberfall gewesen sein. Einige der Stücke wurden später bei den Angeklagten gefunden.

Von wenigstens drei Angeklagten (Przemyslaw F. (35), Johann S. (27), beide aus Krefeld, und Mariusz F. (42) aus Bochum) fanden die Spezialisten DNA-Spuren. Mit ihnen auf der Anklagebank sitzen noch Jerzy S. (40) aus Solingen und Iwona G. (53) aus Krefeld. Wenn die Angeklagten weiter schweigen, dürfte sich der Prozess noch Wochen, wenn nicht Monate hinziehen.

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