Krefeld hautnah Mal für und mal gegen Kasernen-Bebauung

Krefeld · Befürworter und Gegner einer Bepflanzung des ehemaligen Militärgeländes im Forstwald liefern sich bei Krefeld hautnah Wortgefechte. Stadtplaner Karl Werner Böttges berichtet von einem enormen Bevölkerungsdruck. Man brauche Wohngebiete.

 Ein verfallenes Gebäude der Kaserne Forstwald. 2016 fotografiert in der Vorbereitungshase für die Flüchtlingsunterkunft.

Ein verfallenes Gebäude der Kaserne Forstwald. 2016 fotografiert in der Vorbereitungshase für die Flüchtlingsunterkunft.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Wenn es um die Bebauung oder Aufforstung des Kasernengeländes in Forstwald geht, diskutieren die Besucher von Krefeld hautnah engagiert und leidenschaftlich – für und gegen Häuser, für und gegen Wald.

Stadtplaner Karl Werner Böttges erklärt, dass im Flächennutzungsplan eine Wohnbaufläche ausgewiesen sei. „Das Gelände gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Sie erstellt jetzt ein Wertgutachten, das im ersten Quartal 2019 erwartet wird. Gutachten und Angebot gehen an die Stadt, die ein erstes Zugriffsrecht hat. Sie legt es dem Rat vor, der entscheidet, was passiert. Krefeld kann so Eigentümer werden.“

Hat Krefeld genügend
Ausgleichsflächen?

Günther Porst (FDP): „Dieses Gebiet kann bebaut werden, muss es aber nicht. Es ist auch eine Aufforstung möglich. Nicht jede Wohnbaufläche muss entwickelt werden.“ Dies setze eine Änderung des Flächennutzungsplanes voraus, erklärt Böttges.

WZ-Redakteur Steffen Hoss hakt nach: „Werden die Menschen in die Entscheidung mit einbezogen?“ Die Antwort lautet: „Die Verfahrensweise sieht mehrere Offenlagen und Beteiligungs-Vorhaben der Bürger vor.“

Hans-Josef Ruhland (CDU) möchte wissen: „Wenn das Waldgebiet einer Wohnbebauung weicht, brauchen wir Ausgleichsflächen. Bei einem Ausgleich eins zu eins wären das 106 000 Quadratmeter. Wo sollen die hergenommen werden?“ Das Gebiet gehöre zu dem äußeren Grüngürtel von Krefeld.

Böttges sagt, dass auch Dachbegrünung als Ausgleich zähle, merkt aber an, man solle abwarten, wann, ob, was entstehe.

Michael Gobbers vom Bürgerverein Forstwald will wissen, was ein Nein der Stadt beim Zugriffsrecht bedeute. „Bleibt die Fläche dann liegen?“ Die eindeutige Antwort ist ein „Nein, dann werden es andere tun.“ Böttges berichtet, dass die Rheinschiene unter einem enormen Bevölkerungsdruck stehe. „Wir haben ein Regio-Netzwerk gegründet, um das Problem regional zu lösen. Flächen an schienengebundenem ÖPNV werden gesucht.“

Jürgen Reck von der Bürgerinitiative Aufforstung Kasernengelände berichtet von einem Leerstand in Krefeld von rund 7000 Wohnungen. „Außerdem wird mit viel zu hohen Einwohnerzahlen gearbeitet.“ Böttges weist die genannte Zahl der Leerstände zurück: „Woher kommt die Zahl?“ Er berichtet, dass nach der Statistik des Einwohnermeldeamtes gearbeitet werde. „Hier sind 235 000 Bürger erfasst. Das ist eine leichte Steigerung.“

Axel Heimendahl (Grüne) regt an, das Potenzial an Wohnungen in der Innenstadt zu nutzen. „Ist die Bebauung in Traar Am Wiesenhof oder auf dem Acker in Fischeln sinnvoll? Man kann die asphaltierte Kasernenfläche nutzen und muss vor allem die Alternativen abwägen.“ Der Stadtplaner sagt: „Wir müssen auch in die Außenbereiche gehen. Die Kasernenfläche hat erste Priorität.“

Günther Porst hält dagegen: „Krefeld hat zu wenig Wald und dort ist er angebracht. Es sollte darauf geachtet werden, was die Menschen da wollen: die Renaturierung.“ Auch seien die Pläne für eine Bebauung nicht mehr so großzügig, wie sie einmal gewesen seien, findet er weiter. „Forstwald wurde für das Militär abgeholzt. Es wurde versprochen, wieder aufzuforsten.“ Er erhält Applaus.

Tito Dahmen (SP) ist gegen „einen Wald mit Eisenbahn- und Stromanschluss. Es ist ein voll erschlossenes Gelände und die Infrastruktur kann durch neue Bewohner gestärkt werden. Bauen ist das, was die Stadt braucht.“ Auch er bekommt Beifall.Dominik Jejkal (SPD) findet, man solle sich nicht komplett der Bebauung verschließen. „Sie kann den Stadtteil bereichern und mehr Leben hineinbringen.“

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