Ratssitzung wird zur Late-Night-Show

Mittwoch, 23.30 Uhr. Der letzte der rund 50 Tagesordnungspunkte des Rates ist abgearbeitet. Die Medienvertreter sind wegen des Redaktionsschlusses längst gegangen und auch im Publikum sitzen nur noch Leute, die wohl am nächsten Tag nicht arbeiten müssen.

Leider ist dies keine Ausnahme, wenn es auch diesmal wegen der bevorstehenden Landtagswahl zum Teil hoch herging. Die Ratssitzungen in Krefeld werden - nicht nur wegen der zum Teil kabarettreifen Beiträge - immer mehr zur Late-Night-Show. Und das trägt nicht zu ihrer Qualität bei. Man merkt, dass auch bei den Politikern die Aufmerksamkeit nach 22 Uhr deutlich nachlässt.

Dass es so spät wird, hat unterschiedliche Gründe: Die Zahl der Sitzungen ist reduziert worden, so dass die Tagesordnungen wachsen. Die Krefelder beginnen erst um 17 Uhr mit dem Hauptausschuss. Eine Stunde später soll der Rat tagen. Wegen der wechselnden Mehrheiten und der gestiegenen Zahl von Gruppierungen dauert aber meist schon die Hauptausschusssitzung länger, so dass der Rat bereits mit Verspätung anfängt. In anderen Städten tagt der Rat übrigens bereits um 15 Uhr.

Ein Teil der Gründe ist aber hausgemacht. Bisherige Versuche, sich selbst in der Redezeit oder zumindest in der Zahl der Redner pro Gruppierung zu begrenzen, sind bislang gescheitert. So gibt es zwangsläufig Wiederholungen. Darüber muss neu verhandelt werden. Diskutiert wird sogar über Anträge, die der Rat gar nicht entscheiden darf. Das kann nicht sein.

Dann bliebe auch wieder Zeit, über wichtige lokale Themen ausgiebig zu diskutieren und zu streiten. Und die (Medien-)Öffentlichkeit hätte auch wieder eine Chance, sich ein eigenes und umfassendes Bild von der Politik in Krefeld zu verschaffen.

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