Backen Ramadan ist vorbei — Zeit für Süßes

Baklava, Kunafa und Mahmoul: Gurbet Sayhar und ihr Mann Halil verkaufen in ihrem Geschäft arabische Spezialitäten.

Backen: Ramadan ist vorbei — Zeit für Süßes
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Der Duft von Rosenwasser, Honig und würzigeren Aromen pikanter Speisen liegt in der Luft. Im Schaufenster sind zierliche Plätzchen und Kuchen zu kunstvollen Türmen geschichtet. Eine junge Frau steht hinter der Theke: Gurbet Sayhar, in Damaskus geboren und in Moers aufgewachsen, hat noch im vergangenen Jahr als Altenpflegerin gearbeitet und im November 2016 zusammen mit ihrem Mann Halil die Damaskus-Bäckerei an der Lohstraße 110 in Krefeld eröffnet.

Die Besonderheit ist: Dort bietet das Ehepaar neben würzigen Speisen wie Döner, Börek und Co. auch eine breite Auswahl an typisch arabischen Süßigkeiten an. Den Schritt in die Selbstständigkeit haben die beiden völlig ohne fremde Hilfe gewagt.

Dabei war das größte Problem, geeignete Bäckermeister zu finden, die das Handwerk in ihrem Heimatland erlernt haben, erzählt Gurbet Sayhar. Momentan sind Bäcker aus Syrien und Libanon angestellt, die schon länger in Deutschland ansässig sind, aber auch Flüchtlinge aus arabischen Ländern arbeiten als Assistenten mit den Bäckermeistern zusammen. Gebacken wird allerdings nicht in der angrenzenden kleinen Küche des Cafés. Sie ist vielmehr das Reich ihres türkischen Mannes, der sich um die herzhaften Speisen im Lokal kümmert.

Die süßen Köstlichkeiten jedoch werden täglich aus einer eigenen Backstube angeliefert. Typische Hauptzutaten arabischer Süßigkeiten sind Pistazien, Rosenwasser, Safran und Honig. Dabei gibt es zu verschiedenen Feierlichkeiten oder Jahreszeiten eine große Vielfalt unterschiedlicher Spezialitäten. Da viele Muslim den Fastenmonat Ramadan gefeiert haben, wurden in der Zeit zum Beispiel kurz vor Feierabend noch Blätterteigtaschen gebacken, die mit Kaymak, einer Frischkäseart, gefüllt werden.

Speziell zum Wochenende gibt es „Kunafa“, eine warme Süßspeise. Neben dem bekannten Baklava werden auch hauchdünne Teigfäden, Kadyif oder Engelshaar genannt, zu kleinen Vogelnestern geformt, in dessen Mitte eine Cashewnuss ruht. „Wir benutzen eine eigene Mischung mit nur wenig Zuckersirup und einem höheren Anteil an Honig. Deshalb triefen unsere Süßigkeiten nicht und sind nicht so klebrig“, erklärt Gurbet Sayhar.

Sehr beliebt bei der arabischen Kundschaft sind auch Mahmoul, etwas größere Küchlein aus Maisteig. Die knusprige Hülle ist mit einer weichen Masse aus Datteln, Pistazien oder Walnüssen gefüllt. Doch alle angebotenen Speisen sind nicht nur zum Mitnehmen: Das Cafè ist mit Polstermöbeln aus rotem Kunstleder und schlichten weißen Lampen eingerichtet und lädt den Besucher zum Verweilen ein. „Arabische Landsleute, die zum ersten Mal unseren Laden betreten, meinen, das sei ja wie Zuhause und die Süßigkeiten die beste Medizin gegen Heimweh“, erzählt Gurbet Sayhar und lächelt. Doch auch die deutsche Kundschaft wird immer zahlreicher. „Viele sind erstaunt, dass die orientalischen Süßigkeiten entgegen aller Vorurteile gar nicht so süß sind.“

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