Krefeld Räuberbande ging systematisch auf Beutezug

Sechs Männer sollen Kioske, Tankstellen und Lottogeschäfte überfallen haben. Mutmaßliche Täter schweigen zunächst zur Anklageschrift.

Krefeld: Räuberbande ging systematisch auf Beutezug
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die reisenden rumänischen Diebesbanden sind ein beliebtes Vorurteil, wenn es um Einbrüche in Deutschland geht. Vor dem Landgericht Krefeld könnte sich das bald in bittere Realität verwandeln.

Sechs Männer im Alter von 27 bis 36 Jahren, allesamt ohne Wohnsitz in Deutschland, allesamt aus Rumänien, müssen sich wegen Einbrüchen am ganzen Niederrhein und in Teilen des Ruhrgebiets verantworten. Am Freitag war Auftakt für einen wohl mehrmonatigen Prozess vor der zweiten Großen Strafkammer am Krefelder Landgericht.

Insgesamt 21 Mal sollen die Männer in wechselnder Besetzung in kleinere Geschäfte eingebrochen sein. Meist waren das Ziel Tabakwarenläden, Kioske und Tankstellen.

Los ging die Serie laut Anklage am 14. Januar des vergangenen Jahres. Da sollen die Männer versucht haben, in eine Willicher Tankstelle einzubrechen, wurden aber vom Besitzer gestört und flüchteten. Danach sollen sie vor allem im März und April regelmäßig auf Beutezug gegangen sein.

Die Ziele lagen unter anderem in Neuss, Tönisvorst, Mönchengladbach, Kamp-Lintfort, Moers und Mülheim. Auch in Krefeld sollen sie versucht haben, in eine Tankstelle einzusteigen, scheiterten aber an einer Feuerschutztür. Trotzdem sei dabei ein Sachschaden von rund 1000 Euro entstanden. Aber nicht immer seien die Angeklagten gescheitert. In einem Kamp-Lintforter Lottogeschäft erbeuteten sie Tabakwaren im Wert von 12 000 Euro und 450 Euro Bargeld. In einem Kiosk in Mönchengladbach sollen sie Bargeld, Telefonkarten, Zigarettenstangen und Tabak in einem Gesamtwert von rund 18 100 Euro entwendet haben.

In einem Geschäft für Damenunterwäsche — einem für die Bande eher untypischen Tatobjekt — haben sie ebenfalls Waren im Wert von mehreren tausend Euro mitgehen lassen, sagt die Anklage.

Ein 35-Jähriger und ein 27-Jähriger sollen laut Staatsanwaltschaft die Köpfe der Bande gewesen sein. Sie waren es auch, die an fast allen Taten beteiligt waren, während den anderen Männern vorgeworfen wird, nur an jeweils fünf bis sechs Taten beteiligt gewesen zu sein. Der 35-Jährige soll auch den Kontakt nach Rumänien gehalten haben, um neue Bandenmitglieder anzuwerben. „Insgesamt gingen die Angeklagten sehr konspirativ vor“, sagte Staatsanwalt Arndt Wolfram.

So hätten sie unter anderem täglich wechselnde Handynummer benutzt und bei ihren Telefonaten Buchstaben so verdreht, dass sich der Sinn erst aus dem Kontext ergab. Trotzdem klickten am 21. Mai bei allen die Handschellen. Gegen vier mutmaßliche Komplizen läuft ein gesondertes Verfahren, außerdem soll es noch immer unbekannte Mittäter geben.

Vorläufig wollten die Angeklagten nichts zu den Vorwürfen sagen, einer kündigte eine Einlassung für den nächsten Prozesstermin an.

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