Putin und Petrus bereiten den Bauern Probleme

Der Regen droht Teile der Ernte zu verderben, die russischen Sanktionen wirken bisher nur indirekt.

Putin und Petrus bereiten den Bauern Probleme
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Bauern haben zu kämpfen: mit Wladimir Putin und dem schlechten Wetter. Während sie die Sanktionen des russischen Präsidenten nur indirekt spüren, trifft sie der Regen direkt. Der lässt vor allem die Weizenbauern nahezu verzweifeln.

Bei Arno van Rickelen an der Alten Kemmerhofstraße steht der Winterweizen noch auf dem Feld. „Er müsste schon längst geerntet sein“, sagt der Landwirt. „Nach dem milden Winter waren wir zuerst so gut in der Zeit, Ende Juli hätten wir mit der Ernte beginnen können, doch das Wetter mit seinen permanenten Schauern hat uns daran gehindert.“

Normal sei es, die Ernte innerhalb gut einer Woche einzufahren. „Nun arbeiten wir seit vier Wochen daran herum.“ Nicht nur, dass der Zeitverlust Geld kostet — die Qualität des Brotweizens geht auch verloren. Die Halme beginnen zu keimen, für die Backstube ist das nicht gut. Das Getreide wird zu Futter verarbeitet und hier macht sich der Überhang beim Preis bemerkbar.

„Ich nehme weniger ein“, erklärt van Rickelen. Er weiß, dass auch die Qualität des Strohs für Pferde leiden könnte. Schließlich liegt es draußen und wird nass.

Das bestätigt auch Natascha Kreuzer von der Landwirtschaftskammer Rheinland: „Je länger der Weizen steht, umso schlechter ist es, der Preis geht ‘runter. Durch den Regen sind die Halme abgeknickt oder liegen ganz am Boden, der Wind kann nicht hindurch, um zu trocknen.“ Ein weiteres Problem: „Die Ackerflächen sind so nass, dass die Maschinen im Schlamm versinken.“ Dass das Frühstücksbrötchen teurer wird, ist nach Ansicht der Fachleute nicht zu befürchten. Der Mehlanteil daran sei zu gering.

Natascha Kreuzer: „Die Zuckerrüben steuern dagegen auf eine Rekordernte hin. Sie wurden früh gesät und der Regen war für sie ideal. Wenn es jetzt noch schönes Wetter und kühle Nächte gibt, ist das prima.“

Beim Landwirtschaftlichen Informationsdienst Zuckerrübe (Liz) heißt es: „Die aktuellen Proberodungen lassen eine richtig gute Ernte erwarten. In allen Regionen liegt der aktuelle Zuckerertrag sehr deutlich über dem langjährigen Schnitt.“ Auch der Mais steht bei diesem Wetter gut da. Die Kartoffeln hingegen mögen es lieber weniger nass.

Wladimir Putins Sanktionen haben laut Natascha Kreuzer bisher nur indirekte Auswirkungen auf die Arbeit der Bauern aus der Region, weil die Warenströme über Holland liefen. „Im Moment wird viel spekuliert.“

Die EU-Staaten, die USA, Australien, Kanada und Norwegen dürfen kein Fleisch und keine Milchprodukte mehr nach Russland liefern. Auch Obst und Gemüse seien von dem Einfuhrverbot betroffen. Die russische Führung reagiert damit auf die Sanktionen westlicher Staaten wegen des Ukraine-Konflikts. Das Einfuhrverbot für die westlichen Lebensmittel soll zunächst für ein Jahr gelten.

Erste Auswirkungen sind spürbar. So ist das Schweinefleisch bereits billiger geworden. In Zahlen: Der Kilopreis ist von 1,78 auf 1,63 Euro heruntergegangen.

Was das Getreide betreffe, sagt Natascha Kreuzer, verliefe der Handel weltweit: „Wenn es nicht aus Russland kommt, wird es anderswo gekauft“, erklärt Kreuzer. Anders sei es mit leicht verderblichem, nicht lagerfähigem Obst und Gemüse, das im Gegenzug nicht geliefert werden könne. Marktstabilisierungsmaßnahmen seien bereits im Gespräch, erläutert sie.

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