Puppenspiel Schatten zaubern Marsmäuse

Krefeld · Mit Leinwand und Projektor brachte die Gruppe Zitadelle aus Berlin ein Tierstück ins Theater am Marienplatz.

„Habt ihr schon mal Schattentheater gesehen?“ Nur spärlich kommt die Antwort „Ja“ aus den Stuhlreihen des Theaters am Marienplatz (TaM). Da es für die Aufführung der Mäusegeschichten „Frederick und Tillie“ im Raum dunkel sein muss, erklärt Regina Wagner vom Theater Zitadelle Berlin, was passieren wird und dass sich niemand fürchten muss. Sie sitzt hinter einem zusammenklappbaren Tapeziertisch, den sie auf einer Seite als Bühnenrand aufgestellt hat. Hier agiert sie an einem umgebauten Overheadprojektor und ist dabei immer für das Publikum zu sehen.

Doch das Geschehen wird auf einer Leinwand zu verfolgen sein und dabei ist es durch den Projektor möglich, ein farbiges Schattenspiel zu zeigen. „Pustet mal das große Licht aus! Das brauchen wir nicht!“, fordert sie ihr Publikum auf. Die Kinder geben sich große Mühe dabei, denn es klappt natürlich nicht beim ersten Mal. Doch dann ist es vollbracht und man sieht eine Maus auf einem Stein liegen. „Das ist Frederick!“ verkündet ungefragt ein Kind, das die Tierfigur von Leo Lionni kennt.

Eine kleine Plastikpfeife wird zum Sprachrohr der Tierchen

Nein, es ist Tillie, das Mäusemädchen, das wissen will, was sich hinter einer Mauer befindet. Die Gedanken der Maus, die die Puppenspielerin ausspricht, präsentiert sie auch noch mit einem nuancierten Fiepen, das sie einer kleinen Plastikpfeife entlockt. Das Pfeifchen wird zum Sprachrohr für die Mäusewelt, die auf der Leinwand zu beobachten ist. Witzig untermalt es die Stimmungen und Handlungen.

Die Kreativität bei der Gestaltung der Figuren und der „Kulissen“, die als präparierte Glasscheiben auf den Projektor gelegt werden, bringt klare, gut verständliche Bilder hervor und gibt immer wieder Gelegenheit zum Schmunzeln. So haben die Marsmäuse — unverkennbar außerirdische Wesen — Spiralen aus Kugelschreibern als Antennen am Kopf, die im Schattenspiel deutlich herauskommen.

Schön gehen die Kinder beim Spiel mit, reagieren entsprechend. Doch nach gut einer halben Stunde kommt leichte Unruhe auf, das kleine Publikum hat genug vom Schattenspiel. Als „alte Hasen“ im Puppentheater haben Regina Wagner und ihr Mann Ralf, der für Ausstattung, Technik und alles andere außerhalb des konkreten Spiels zuständig ist, das im Griff. Ihre Aufführung für die Altersgruppe ab drei Jahren dauert auch nur rund 35 Minuten.

Nach der Vorführung ist bei vielen Kindern das Interesse an den Mäusefiguren und der Technik riesengroß. Sie drängeln sich um den Schauplatz des Geschehens und Regina Wagner erklärt ihnen, wie die Stabfiguren aussehen, sich bewegen lassen und andere Dinge der Aufführung.

Aber auch Erwachsene sind fasziniert, wie eine Mutter, die nicht namentlich genannt werden will: „Ich bin selber Puppenspiel-Fan und total begeistert. Ich bin mit meinem dreijährigen Sohn hier, der seine dritte Theateraufführung erlebt hat. Als Deutschlehrerin habe ich immer davon geträumt, dass er es auch schön findet. Und er ist begeistert!“ Er steht als letztes Kind hinter dem Bühnenrand und lässt sich die Spielweise erklären.

Da wird es auch dem Ehepaar Wagner fast schon zu lang. „Wir müssen leider aufhören und einpacken, denn wir müssen heute noch nach Berlin fahren!“ Schließlich geben sie der Mutter noch den Tipp: „Puppenspieler kann man an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studieren. Eine Schule für zeitgenössisches Puppentheater ist da angeschlossen.“ Das hört die Mutter gern: „Ich glaube schon, dass er infiziert ist.“

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