Prozess um Betrug: Für eine Million Ware bestellt und nicht bezahlt

Vor dem Landgericht belasten sich die beiden Angeklagten gegenseitig.

Krefeld. Kaufen und verkaufen, dies war das Geschäft von Y. und S.: Süßwaren, Softdrinks, tonnenweise Zucker, aber auch Uhren und Autos kauften der Dortmunder Y. und der Belgier S. über ihre Firmen in Krefeld und Hilden. Das alles ohne Vorkasse auf Rechnung. Bezahlen konnten beide Geschäftsmänner und zwei weitere Partner die Waren aber nicht.

Verkauft wurden die diversen Artikel nur gegen Bares und bei Abholung. Meist waren es Abnehmer aus Osteuropa, die sich über Lebensmittel zum Schleuderpreis freuen konnten und wohl wenig Fragen stellten.

Als das System aufflog, verschwanden Y. und S. Sie hatten aber vorher noch das Geld aus den Gesellschaften abgezweigt, so dass es für die Gläubiger nichts mehr zu holen gab.

Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf, als sich die geprellten Firmen nicht mehr hinhalten lassen wollten. Vor dem Landgericht Krefeld wird den beiden Männern nun vorgeworfen, dass sie in betrügerischer Absicht gehandelt hätten.

Mit der Firma in Hilden kaufen die Angeklagten Waren und Dienstleistungen im Wert von 483 000 Euro ein, in Krefeld waren es 570 000 Euro. S. war Geschäftsführer der Krefelder Gesellschaft.

Mit zittrigen Händen versuchte Y. vor Gericht zu erklären, warum die bestellten Waren nur in einem sehr geringen Umfang bezahlt wurden. Er belastete S., der ihn in der Hand gehabt hätte. „Ich ließ mich verlocken. Ich habe selbst Schuld“, sagte der 41-jährige Y. Er war mit gefälschten Ausweispapieren in Deutschland unterwegs, da ihm eine Aufenthaltsgenehmigung fehlte.

Der mit sehr guten Deutschkenntnissen ausgestattete Angeklagte hätte bei Verkaufspreisen von 30 Prozent unter dem Einkaufspreis stutzig werden müssen. „Es gab Auseinandersetzungen zwischen uns“, erklärte Y.

Der 51-jährige S. ging ebenfalls in die Offensive und erklärte, er habe im Gegensatz zu Y. stets unter seinem wahren Namen gehandelt und hätte „keine bösen Absichten“ gehabt. „Von Bestellungen und Verkäufen weiß ich überhaupt nichts“, sagte S.

Das Verfahren wird noch im November mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

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