Prozess: Gift-Erpresser forderte 250.000 Euro

Prozess gegen René M. wird eröffnet.

Krefeld. Mit einem Antibiotikum und dem Neuroleptikum Levomepromazin versetzte ein 38 Jahre alter Heidelberger im vergangenen Juni Lebensmittel einer bundesweit tätigen Krefelder Firma. Um 250 000 Euro wollte René M. das Unternehmen erpressen. Seine Drohung: Er werde PR-wirksam verkünden, dass Produkte der Firma „toxisch versetzt“ seien.

In einem Verkaufsregal in Bremen fand sich tatsächlich eine mit einem Milligramm des Antibiotikum-/Neuroleptikum-Cocktails präparierte Packung, die mit einem Totenkopf-Aufkleber versehen worden war. Zumindest in zwei Hamburger Filialen tauchten Schreiben mit dem Text „Produkte toxisch versetzt“ auf. In einem späteren Brief kündigte der Erpresser eine „toxische Dosiserhöhung“ an.

René M. muss sich ab Mittwoch kommender Woche vor der zweiten großen Strafkammer des Krefelder Landgerichts wegen versuchter räuberischer Erpressung verantworten. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Nachahmer, der nicht besonders professionell vorgegangen ist.

Die Krefelder Firma ließ sich nicht auf das Spielchen ein, das sich M. ausgedacht hatte. Sie reagierte nicht auf die Vorgabe des Heidelbergers, Kontakt über eine Stellenanzeige der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ vom 21. Juni mit Bekanntgabe von „E-Mail/Handy“ aufzunehmen.

Drei Tage später scheiterte am Hauptbahnhof in Hannover ein vermeintlicher Geldübergabetermin mit Polizeibeamten in Zivil. René M. hatte sich aus Angst vor Ergreifung nicht getraut, das Paket in Empfang zu nehmen. Am nächsten Morgen um 4 Uhr war das Paket wieder weg — mitgenommen von den Beamten.

Nahezu zeitgleich hatte der 38-Jährige versucht, ein Bremer Unternehmen auf die gleiche Weise um eine Million Euro zu erleichtern. Zwei Briefe mit Erpresserschreiben, eingegangen am 16. und 17. Juni 2010, enthielten Produkte der Firma, die mit demselben Medikamenten-Cocktail mittels einer Einwegspritze präpariert worden waren.

Bislang hat die zweite große Strafkammer unter Vorsitz von Richter Herbert Luczak zwei Verhandlungstage angesetzt.

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