Faszination Dampf Profis und Liebhaber wollen der Lok wieder Dampf machen

In Krefeld wird der 1940 gebaute und bis in die 70er genutzte Schnellzug-Gigant aufwendig restauriert.

Faszination Dampf: Profis und Liebhaber wollen der Lok wieder Dampf machen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Die Lok als ein schnaufendes Dampfross zu bezeichnen, ist Kinderkram. Wird ihr überhaupt nicht gerecht.“ Der Geschäftsführer und Techniker der Eisenbahn-Werkstätten GmbH, Thomas Huhn, kann sich mit dieser laxen Bezeichnung überhaupt nicht anfreunden. Er steht gerade vor einer alten Dampflokomotive, die dort von seinen Fachkräften instandgesetzt wird. Mit dabei sind einige Ehrenamtler des Vereins „Faszination Dampf“.

Etwa 15 Mitglieder hat der Verein. Die meisten sind schon seit ihrer Kindheit fasziniert von diesen Loks. „Bei uns in der Familie fing alles damit, dass mein Vater Jürgen (mittlerweile 64 Jahre alt) schon als Steppke am Bahnhof in Satteldorf stundenlang diesen Lokomotiven zusehen konnte“, sagt Sandor Nicklich (35), der hauptberuflich im Auftrag der DB die neuen ICx-Fernzüge mit baut und Projektleiter ist. Dafür begeistert sich auch sein Bruder, Marko Nicklich (31), ein TÜV-Ingenieur.

Sandor Nicklich ist der Sprecher des Vereins, der sich eigens für diesen Zweck 2010 in Nürnberg gegründet hat: Die Schnellzug-Dampflok mit der Nummer 01 1104 wieder fit zu machen, die es nur 55 mal gegeben hatte und die bis 1974 zuletzt auf dem DB-Streckennetz kreuz und quer durch Deutschland mit einer Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometer gefahren war.

Seit einigen Monaten steht die rund 170 Tonnen schwere und 25 Meter lange Lok mit dem Tender in den Krefelder Werkstätten. Zigtausende von Arbeitsstunden haben die Vereinsmitglieder bislang aufgewendet. Auch nach Krefeld, wo die Experten des Werkes die Spezialarbeiten am Kessel oder am Fahrwerk durchführen, fahren die Mitglieder am Wochenende Hunderte von Kilometern, um die Kosten so einigermaßen in Grenzen zu halten und mit anzupacken.

Mit dabei sind auch Schweißer Thomas Schnier (52, Dortmund) und der 39-jährige Installateur und Heizungsbauer Benjamin Schmidt (Siegen). Was sagt die Frau oder Freundin, wenn er auch noch am Wochenende weg ist? „Noch geht das, ich bin gerade nicht in einer festen Beziehung“, sagt der Installateur und schmunzelt.

Daniel Eisold hilft bei der Demontage und der Reinigung des Fahrwerkes. Die stählernen Speichenräder sind im Durchmesser zwei Meter groß, die Treibstangen drei Meter lang. Der 21-jährige, der in der Nähe von Stuttgart wohnt, wird in Kürze mit seinem Mechatroniker-Studium in Göppingen beginnen. Auch er war schon als Fünfjähriger von den Dampfloks hin- und hergerissen, gehört einem befreundeten Verein an und heizt im süddeutschen Raum eine Museumsbahn.

Derzeit werden die Teile gereinigt, Altöl oder Ruß entfernt, damit die Mitarbeiter der Krefelder Fachwerkstatt, die schon zahlreiche historische Fahrzeuge instand gesetzt hat, leichteres „Spiel“ haben. Rund 250 000 Euro will der Verein durch die Unterstützung von Sponsoren, aber auch durch private Darlehen für dieses Projekt aufbringen. Sandor Nicklich: „Von daher können wir weitere Geld- und Sachspenden dringend gebrauchen. Das fängt mit Werkzeug und Spezialschrauben an. Aber auch Holz für das Führerhaus der Lok oder Betten für unseren Mannschaftswagen benötigen wir.“

Sandor Nicklich und Thomas Huhn rechnen damit, dass die Lok Ende des kommenden Jahres total wieder hergestellt, TÜV abgenommen und somit endlich wieder fahrbereit ist. Und damit der große Traum des Vereins in Erfüllung geht: dass das „Dampfross“ wieder mit einigen Waggons durch Deutschland fährt. Für diesen Zweck gibt es eine Partnerschaft mit einem Verein, der solche Dampfzugfahrten bereits seit einiger Zeit anbietet.

So weit ist es aber noch nicht. Im Juli war die Schnellzuglok 01 1104, angehängt an den bekannten Rheingold-Zug, in die Samt- und Seidenstadt gekommen. Einige Besonderheiten dieser Lok sind das Triebwerk mit drei Zylindern und die Ölhauptfeuerung. „Auf hundert Kilometer wird rund eine Tonne Heizöl benötigt“, sagt Sandor Nicklich, der sich die Zeit genommen hatte, die Instandsetzungsarbeiten zu erläutern.

Im Besitz des Vereins ist auch ein Schnellzugwagen von 1921, den die Tüfftler bereits technisch vollständig überarbeitet haben. Als Mannschaftswagen, ausgestattet mit Wohnabteilen, Dusche, Küche und Aufenthaltsraum, soll er die Lok auf ihren Fahrten zukünftig begleiten.

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