Prinzenproklamation: Mehr Brauchtum wagen

Mit einer furiosen Show haben Christian I. und Ursula IV. den Thron bestiegen.

Krefeld. Mit einer furiosen Show haben das Karnevals-Prinzenpaar Christian I. und Ursula IV. (Kölker) und ihre fünf Minister bei der Proklamation vor 700 Gästen im Seidenweberhaus einen tollen Start für ihre Session hingelegt. Das närrische Paar schmeichelte sich musikalisch beim Publikum ein und gab dem Hofstaat freie Bahn zur individuellen Darstellung. Einig versprachen sie in einem pfiffigen Song: "Wir feiern überall mal".

Oberbürgermeister Gregor Kathstede konnte nach dem kraftvollen Einzug des Kabinetts mit West- und Prinzengarde und dem melodiösen Auftritt des Kölner Trompeten-Clowns Bruce Kapusta gerade noch seine Proklamationspflicht erfüllen. Eigentlich wollte er das närrische Gespann wieder nach Hause schicken, gab aber dann doch seinen Segen mit einem Lied bestehend aus lauter Titeln.

Zehn Gebote gab er den Narren mit auf den Weg, zum Beispiel die Schlaglöcher mit Kamelle zu füllen, den Rosenmontag im Sonnenschein zu gestalten und dazu Freibier auszuschänken. Dann musste er gestehen: "Ich habe fertig." Unter der Präsidentschaft von Ingo Bossers - der nach 18 Jahren Rainer Küsters ablöste - hatte der Proklamationsabend mit dem eindrucksvollen Auftritt der Prinzengarde mit gezogenen Degen und Musikzügen begonnen. Eine runde Hundertschaft mit leuchtenden Uniformen und Dreispitz auf den Häuptern demonstrierte, wer in Krefeld den Karneval führt.

Fast zwei Stunden währte der Auftritt des närrischen Kabinetts, der Christian und Ursula als musikalische Talente auswies, als die sie ihren Werdegang schilderten und sich auf den "Zug durch alle Säle" freuten.

Die Minister stellten sich recht individuell gekleidet vor. Helmut Bricout mit den Aufgaben "Nix du-en on sech dovon erho-ele" bot eine touristische Tour durch Krieewel an, Siegfried "Siggi" Busch mit dem Ressort "Brummis on Brocke" fuhr in einer großen Lokomotive auf die Bühne und beteuerte: "Oh Heimatstadt, wie lieb ich Dich hab." Wolfgang "Lulu" Lüttges, zuständig "für Knete on do hengerher to loope", hatte Tipps für die Fitness: Lachen und noch mal Lachen.

Bernd Cicholas, Minister für "Ah! und Oh!", dozierte mit Beispielen: "Kultur macht reich." Andreas "Andy" Dams im Eulenspiegelgewand, geübt als "Labersack", hatte seine Gitarre mitgebracht und machte richtig Dampf, musikalisch wie thematisch. Er stellte fest, "dass diese Stadt sehr viel größere Narren hat als der Karneval" und dieser so viele Facetten wie andere es gern hätten. Er empfahl unter dem Jubel des Saals: "Lasst uns mehr Brauchtum wagen."

Mit dem hymnischen Versprechen "Schön jeck zu sein", unterstützt von Hunderten von Percussionseiern, die große Küken vorher im Saal verteilt hatten, gaben die Obernarren auch dem weiteren Programm noch Raum: Jürgen B. Hausmann aus Aachen mit einer klassischen Büttenrede, die aus den nördlichen Rheinland-Pfalz angereiste Tanzgarde der Grün-Weißen Funken von Zippchen, das Parodisten-Team "Die Kalauer" und die Fanfarentrompeter aus Erftstadt, die bereits ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort