Kindesmissbrauch Kinder besser vor Missbrauch schützen

Mit vier neuen halben Stellen bauen Stadt und Wohlfahrtsverbände die Prävention aus.

 Beigeordneter Markus Schön ist froh, dass für die Präventionarbeit bei sexualisierter Gewalt jetzt mehr Personal zur Verfügung steht.

Beigeordneter Markus Schön ist froh, dass für die Präventionarbeit bei sexualisierter Gewalt jetzt mehr Personal zur Verfügung steht.

Foto: NN

Die schweren sexuelle Kindesmissbrauchsfälle in Lüdge haben das Thema erneut stark in den Fokus der Öffentlichkeit gezerrt. „Das sind schreckliche Verbrechen“, betont Beigeordneter Markus Schön, „wenn sich das Jugendamt damit beschäftigt, gab es schon Gewalt an Kindern.“ Damit es nach Möglichkeit erst gar nicht so weit kommt, wird in Krefeld die Präventionsarbeit im Bereich „Sexualisierte Gewalt“ intensiviert und qualitativ ausgebaut. Zur Erleichterung der Wohlfahrtsverbände, die seit vielen Jahren in ihren Beratungsstellen bereits Hilfen gegen Vernachlässigung, Gewalt und sexuellen Missbrauch anbieten. „Die Prävention ist bislang jedoch zu kurz gekommen; jetzt können wir früher ansetzen, bevor etwas passiert ist“, sagt Andrea Vogt von der evangelischen Beratungsstelle der Diakonie.

Sexualisierte Gewalt hat viele Gesichter und Täter

Dort wie auch beim Kinderschutzbund, dem katholischen Beratungsdienst des Vereins zur Förderung der Caritasarbeit im Bistum Aachen und der Fachstelle für Prävention und Intervention bei sexueller Gewalt der Stadt ist jeweils eine zusätzliche halbe Stelle für die Präventionsarbeit eingerichtet worden. „Gerade im Bereich der Hilfen für Hinder und Jugendliche bei sexualisierter Gewalt ist die Prävention besonders wichtig. Wir müssen hier ein breites Netz an Spezialdiensten spannen“, sagt Schön.

Es gibt laut der Fachleute verschiedene Formen sexueller Übergriffe, der Missbrauch Erwachsener Schutzbefohlenen, aber auch gewalttätige Übergriffe zwischen Jugendlichen und Kindern können vorkommen. Andererseits gibt es eine altersgerechte sexuelle Entwicklung von Kindern, die nicht tabuisiert werden sollte.

Im Rahmen der erweiterten Präventionsarbeit wollen die Verantwortlichen möglichst frühzeitig Kinder in ihrer Lebenswelt stärken, fördern und damit letztendlich auch schützen. Dazu wollen sie sich an die Kinder selbst wenden, aber auch an Eltern und haupt- und ehrenamtlche Mitarbeiter verschiedenster Einrichtungen. „Gemeinsam mit den freien Wohlfahrtsverbänden wollen wir ein Qualitätshandbuch mit Standards und Richtlinien für eine kontinuierliche Präventionsarbeit in Krefelder Kinder- und Jugendeinrichtungen, im offenen Ganztag sowie Vereinen und Verbänden erarbeitet“, erklärt Gülay Kaya, Leiterin des Sachgebiets „Hilfen bei sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen“ im städtischen Fachbereich Jugendhilfe.

Der Ausbau der Prävention in Krefeld geht zurück auf einen gemeinsamen Workshop im Jahr 2017, bei dem dieser Wunsch als Notwendigkeit geäußert wurde. Im Herbst 2018 stimmte der Jugendhilfeausschuss dem entsprechenden Beschluss zu.

Die neuen Fachkräfte für Prävention bei sexualisierter Gewalt, Pascal Rauen (Stadt Krefeld), Karin Vennen (Katholischer Beratungsdienst/Caritas), Heike Hercher (Evangelische Beratungsstelle der Diakonie) und Jessica Leu (Kinderschutzbund),haben ihre Arbeit bereits aufgenommen. Bushuven und Vennen haben das Projekt „Bärenstark“ entwickelt. In den ersten zwei Kitas fangen sie jetzt mit den Themen „Nein-Sagen üben“ und „Hilfe holen ist kein petzen“ an, Jessica Leu startet mit einem Informationsabend zum Thema „frühkindliche Sexualität“.

Heike Hercher hat in ihrer bisherigen jahrelangen Beratungsarbeit erlebt, dass den Opfern von sexueller Gewalt oftmals nicht zugehört und geglaubt wurde. „Teil des neuen Schutzkonzeptes ist es, nicht (mehr) wegzuschauen“, betont sie. Dazu müssen aber auch alle Personen drum herum für das Thema sensibilisiert sein. „Die Präventionsarbeit wird mit der Zeit positive Auswirkungen auf Einrichtungen und die Gesellschaft haben“, ist Dietmar Siegert vom Kinderschutzbund überzeugt.

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