Krefeld Polizei wimmelt Einbruchsopfer ab

Peter Fischer meldet bei den Ordnungshütern in Wiesbaden einen Einbruch in sein Elternhaus in Krefeld. Obwohl er berichtet, dass sich sein Bruder im Haus befindet, bekommt er keine Hilfe.

Krefeld: Polizei wimmelt Einbruchsopfer ab
Foto: dpa

Krefeld. Christian und Peter Fischer (Namen von der Redaktion geändert) sind immer noch ein bisschen fassungslos. „Das Verhalten der Polizei ist echt unglaublich“, sagt Christian Fischer, und sein Bruder kritisiert: „Eigentlich heißt es doch immer: Die Polizei — dein Freund und Helfer. Davon habe ich Pfingstmontag aber nichts bemerkt.“

Dabei brauchten die beiden Brüder an diesem Vormittag dringend Hilfe. „Mein Bruder hatte mich via Whatsapp kontaktiert, er hätte sich in der Vorratskammer in unserem Elternhaus in Krefeld versteckt und es würden sich Einbrecher im Haus befinden“, berichtet Peter Fischer. Er, der ältere der beiden Brüder, befindet sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Wohnung in seinem Studienort Wiesbaden. Der Student wählt von seinem Handy aus die 110. Am anderen Ende der Leitung meldet sich nach kurzer Wartezeit ein Beamter der Polizei Wiesbaden. „Ihm habe ich von dem Einbruch und der Situation erzählt, in der sich mein Bruder befindet“, berichtet Peter Fischer. Dann soll das Unfassbare passiert sein. „Der Polizist sagte zu mir, mein Bruder solle selber bei der Polizei in Krefeld anrufen. Wenn die Beamten in Wiesbaden das tun würden, würde es bestimmt eine halbe Stunde dauern“, sagt Peter Fischer.

Fassungslos ob dieser Aussage legt er auf. Sein jüngerer Bruder kontaktiert parallel über den Messengerdienst auf seinem Handy einen Nachbarn, der die Polizei in Krefeld von dem Einbruch unterrichtet. Sieben Minuten später sind die Einsatzkräfte nach eigenen Angaben zusammen mit dem Nachbarn vor Ort. Christian Fischer kann sein Versteck verlassen. Von den Einbrechern fehlt zu diesem Zeitpunkt schon jede Spur. „Ich war einfach nur heilfroh, als ich die Polizisten gesehen habe“, erklärt Christian Fischer.

Weil er beim Frühstück mindestens die Schritte von zwei Personen im ersten Obergeschoss vernommen haben will und sich sicher war, dass es sich um Einbrecher handelte, hatte er sich in der an die Küche angrenzende Vorratskammer versteckt. „Ich habe die Tür dann von innen abgeschlossen, hatte aber keinen Telefon-Empfang. Deshalb habe ich über Whatsapp versucht, meine Familie zu erreichen.“

Als er von seinem Bruder erfährt, wie kompliziert die Kontaktaufnahme mit den Sicherheitskräften war, schüttelt er den Kopf. „Man geht schon davon aus, dass einem in Notfällen geholfen wird. Aber man muss hier auch ganz klar differenzieren. Die Krefelder Polizei war nach der Alarmierung schnell vor Ort und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt er.

Weil die Beamten keine Einbruchsspuren am Tatort feststellen können, werten sie den Vorfall nicht als Einbruchsfall. Trotzdem erklärt eine Sprecherin: „Die Bürger sollen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen.“ Ein Satz, über den Christian und Peter Fischer nach diesem Pfingstwochenende nur müde lächeln können.

In Wiesbaden will man den Sachverhalt nach Angaben von Polizeihauptkommissar Andreas Hemmes aufarbeiten. „Wir nehmen solche Vorfälle sehr ernst, müssen aber erst mit den diensthabenden Kollegen Rücksprache halten“, erklärt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Westhessen.

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