Blaulicht Polizei nimmt Krefelder Problembezirk ins Visier

Müll, Trinkgelage, Lärm: Polizei und Ordnungsdienst stellen sich den Sorgen der Anwohner von Vereins-, Seiden- und Alte Linner Straße.

Krefeld. Rund 50 Anwohner sind am Mittwochabend in das Gemeindezentrum der Baptisten an der Seidenstraße gekommen. Sie alle bewegt die Situation in ihrem Viertel. Rund um die Vereins-, Seiden- und Alte Linner Straße gibt es Probleme: Müll, Kriminalität, Ruhestörung. Darum hat Manfred Grünwald Polizei und Ordnungsdienst (KOD) eingeladen.

Die Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, von ihren Sorgen zu berichten, in die Diskussion mit den Verantwortlichen bei Polizei und KOD einzusteigen. Fragen, Sorgen und Anregungen gibt es viele. Danilo Smoczynski möchte zum Beispiel wissen, welche Maßnahmen Stadt und Polizei gegen die häufigen Trinkgelage gerade im Bereich eines Kiosks an der Ecke Alte Linner Straße/Vereinsstraße unternehmen wollen. „Die Leute grölen, urinieren, werfen die Flaschen kaputt. Fast jeden Abend geht das so, für uns Anwohner ist das schlimm.“

Wie schwer es ist Maßnahmen dagegen zu ergreifen, zeigt auch die Tatsache, dass die Polizei bei der Beantwortung erstmal an die Stadt, in diesem Fall an Christian Horn, den Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes abgibt. „Wir sind hier nur subsidiär zuständig, im Zweitfall die, die eingreifen“, sagt Andreas Heinrich, Leiter des Bezirksdienstes der Polizei. Horn versucht die Situation seiner Abteilung zu erklären. „Ja, wie die Polizei schon richtig sagt, sind wir als KOD für die von Ihnen angesprochenen Probleme in erster Hinsicht verantwortlich“, sagt Horn und ergänzt schnell: „Im Rahmen unserer Möglichkeiten.“ Diese sind begrenzt.

Derzeit gibt es bislang 12,5 Stellen. Vier sollen noch hinzukommen. Drei Schichten für alle Krefelder Stadtteile. Dass der KOD — gerade in der Innenstadt, wo es viele Problembereiche gibt — nicht überall vor Ort sein kann, scheint da nur logisch. „Wir gehen trotzdem jedem Hinweis von Ihnen nach“, sagt Horn.

Egal ob Müllsünder oder öffentliche Trinkgelage — vor allem in zivil hätte man Erfolg gegen die Verursacher. „Jedes Mal, wenn wir in unseren KOD-Jacke auftauchen, hält sich natürlich jeder ans Ortsrecht“, so Horn. „Um dann fünf Meter weiter in einen Hauseingang zu urinieren, oder die Kronkorken auf den Boden zu werfen“, ergänzt Smoczynski. Doch was hilft?

Die Polizei setzt seit September auf wenig Toleranz. „Wir wollen deutlich machen, dass wir die Probleme hier angehen“, sagt Andreas Heinrich. Platzverweise und das konsequente Schreiben von Anzeigen seien probate Mittel. Seitdem, so Heinrich, sei es rund um den Bereich Alte Linner Straße/Seidenstraße besser geworden. So zumindest lautet die Rückmeldung der vor Ort tätigen Beamten. „Wir haben noch auf dem Hinweg zu dieser Veranstaltung zwei Platzverweise ausgesprochen. Doch es gibt da auch ein Problem“, erklärt Heinrich.

Platzverweise würden keinen Sinn ergeben, wenn die angesprochenen Personen um die Ecke wohnen würde. „Zudem verteilen sich solche Trinkgelage lediglich in andere Winkel und Ecken.“ Eine Anwohnerin schlägt vor, besonders betroffene Bereiche testweise durch Videokameras überwachen zu lassen. Auch die Frage nach einem allgemeinen Alkoholtrinkverbot in der Innenstadt — wie es beispielsweise in Duisburg praktiziert wird — wird erfragt.

Maßnahmen, die bei Polizei und KOD an diesem Abend auf wenig Gegenliebe stoßen. „Am Ende bedarf das Verbot zum Trinken von alkoholischen Getränken einer politischen Entscheidung“, meint Horn, der im Übrigen nicht im Detail erklären kann, wie viele Anzeigen in den vergangenen Monaten speziell im Bereich der Seiden- und Vereinsstraße geschrieben wurden. Auch die eingenommenen Bußgelder könne er nicht beziffern.

Beim Thema Vermüllung schlägt Beate Linz vor: „Es muss viel mehr Aufklärung betrieben werden. In mehreren Sprachen müssen die Leute informiert werden. Nur so kann man nachhaltig wieder für mehr Sauberkeit auf den Straßen sorgen.“

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