Polizei glaubt: Baby starb grausamen Erstickungstod (mit Video)

Die Leiche des wohl nur wenige Stunden alt gewordenen Mädchens lag bereits gut zwei Wochen im Waldstück nahe der Stahlwerkstraße.

Polizei glaubt: Baby starb grausamen Erstickungstod (mit Video)
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Selbst bei den Profis herrscht Fassungslosigkeit. „Wir sind sehr betroffen“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely angesichts des grausamen Todes eines neugeborenen Mädchens. Dessen Leiche wurde am Mittwoch, wie berichtet, in Stahldorf gefunden. Auch wenn feingewebliche Untersuchungen noch letzte Sicherheit geben müssen, so ist die Polizei doch überzeugt, dass das Baby kurz nach seiner Geburt mit einem Knebel im Mund erstickte.

In einem transparenten Plastikmüllbeutel, eingewickelt in ein weiß-beiges Handtuch, lag der 52 Zentimeter kleine Körper etwa fünf Meter abseits des Waldwegs am Südpark, der die Zufahrt des Wasserwerks mit dem Heideweg verbindet. Vermutlich befand er sich dort etwas mehr als zwei Wochen. Die Leiche war bereits stark verwest. Eine im nahen Wohngebiet lebende Spaziergängerin (50) hatte die grausige Entdeckung gemacht, als ihr Dalmatiner die nur notdürftig verscharrte Tüte freilegte. Die Frau hatte sich zufällig mit zwei weiteren Hundehaltern an der Stelle getroffen. Der Weg ist beliebt bei Hundebesitzern.

Spaziergängerin findet totes Baby
24 Bilder

Spaziergängerin findet totes Baby

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Totschlag oder sogar Mord — vor diesem Hintergrund sucht jetzt eine Mordkommission nach der Mutter, die aller Wahrscheinlichkeit nach ihr Neugeborenes kurze Zeit nach der Geburt getötet hat. Andere Täter seien zwar auch denkbar, antwortet Chefermittler Gerd Hoppmann bei einer Pressekonferenz auf Nachfragen. Für wahrscheinlich hält er das aber nicht.

Hoppmann hat bereits mehrfach Erfahrung machen müssen mit dem Phänomen, dass Frauen ihre Babys innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt umbringen. Acht Fälle waren es. „In allen haben wir die Mütter ermittelt“, sagt Hoppmann. In den vergangenen Jahren gab es zwei Fälle in Krefeld, bei denen die toten Kinder an der Ritterstraße und im Kaiser-Wilhelm-Park gefunden worden waren. Die jüngste Mutter war gerade einmal 13 Jahre alt.

Auch diesmal könnte die Mutter sehr jung sein. Zwischen 18 und 24 Jahre sind die verzweifelten Frauen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge meist bei dem als Neonatizid bezeichneten Vorgehen. Prinzipiell können sie aber auch jünger oder deutlich älter sein. Die Auswertung von 195 Fällen hat gezeigt, dass die Mütter meist in der Nähe wohnen, die Babys dann zu Fuß wegbringen. Die verkehrsgünstige Lage könnte diesmal auch andere Möglichkeiten zulassen. Mädchen oder Frauen, die schwanger waren oder aussahen, jetzt kein Kind haben oder sogar eine Schwangerschaft strikt abstreiten — wer solche Erkenntnisse hat, sollte sich jetzt bei der Polizei melden, die auf Hinweise angewiesen ist.

Nach den gestrigen Veröffentlichungen hat es bereits erste Anrufe gegeben, die Hoppmann als „sehr interessant“ bezeichnete.

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