Einkaufszentrum Politisches Versteckspiel um den Schwanenmarkt

Chef des Gestaltungsbeirates doch nicht allein im Gespräch mit Investor. Der ist jetzt erkrankt. Derweil brechen die Rohre.

Ein Entwurf des Dortmunder Architektenbüros MSP.

Ein Entwurf des Dortmunder Architektenbüros MSP.

Foto: MSP

Krefeld. Als wolle das alte Einkaufszentrum sich auch endlich einbringen in eine äußerst undurchsichtige Debatte, brach am Freitag im Schwanenmarkt ein Wasserrohr. Laut Auskunft eines Offiziellen, der sich verbat, zu fotografieren. Es wird Zeit für die Sanierung, was für eine Symbolik.

Vor Januar wird es in dieser Frage aber kaum weitergehen, denn Investor Schapira ist erkrankt, ein entscheidendes Gespräch mit Krefelds Baudezernent Linne wurde auf Mitte Januar verschoben. Linne? Genau, denn anders als im letzten Planungsausschuss von CDU-mann Jürgen Wettingfeld vermutet, wurde Rainer Lucas als Chef des Gestaltungsbeirates doch nicht allein an die Verhandlungsfront geschickt — und damit in eine viel zu große Verantwortung gesteckt. Ein politisches Versteckspiel.

Schwanenmarkt: Gegenwart und Zukunft im Vergleich
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Schwanenmarkt: Gegenwart und Zukunft im Vergleich

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Zunächst zum Nachteil des Architekten Lucas. Der hatte zur Vermutung geschwiegen. Es sollte in jedem Fall ein Treffen mit Investor Schapira in Düsseldorf geben, um Bewegung in das Ping-Pong-Spiel zwischen dem Gestaltungsbeirat und dem Dortmunder Architektenbüro MSP zu bringen, das den neuen Schwanenmarkt plant. Änderungswünsche des Krefelder Experten-Gremiums wurden bislang nicht bis kaum berücksichtigt.

Was der Öffentlichkeit aus welchem Grund auch immer verborgen blieb: Erstens wurde Lucas, dessen Gremium nur Empfehlungen aussprechen darf, von zwei Beiratskollegen flankiert. Zweitens hatte Dezernent Linne einen Extratermin mit Schapira vereinbart. Warum darüber geschwiegen wurde und wem das helfen soll, ist ungewiss. Lucas, dem mangelndes Engagement nun wirklich nicht vorzuwerfen ist, hilft es jedenfalls nicht. Er stand zunächst als Alleingänger ohne Mandat da.

Dabei ist auch die Rolle des CDU—Bauexperten Wettingfeld zu hinterfragen. Der stellte Lucas in der öffentlichen Sitzung Fragen zum Stand der Projektplanung, deren Antworten er längst kennt. Fragen für die Öffentlichkeit, für die Galerie also. Denn im nicht-öffentlichen Gestaltungsbeirat sitzen Vertreter der Fraktionen, auch von der CDU. Ein Versteckspiel zwischen Öffentlichkeit und verpflichtender Geheimhaltung, das mehr schadet, als hilft. Und das Krefelder Bürger, von denen man zu Recht Interesse für die Gestaltung ihrer Innenstadt einfordert, abschreckt.

Diese Irritationen werden möglich, weil der Krefelder Gestaltungsrat ausschließlich nicht-öffentlich tagt. Die Öffentlichkeit erfährt, was sie erfahren soll. Vertrauen wird dadurch keines aufgebaut. Zuletzt war der Gestaltungsbeirat in der Kritik, und das nichtmal wegen der Hängepartie Schwanenmarkt. Bürgern kommt es komisch vor, dass Architekten in einem Gremium sitzen, das im Zweifelsfall ihre eigenen Projekte beurteilt.

Denn anders als in vielen anderen Städten ist es in Krefeld Usus, dass neben drei auswärtigen auch ansässige Architekten im Gestaltungsbeirat mitwirken. Für Lucas ist das gar kein Problem. Er sagt sogar: „Natürlich müssen wir auch unsere eigenen Projekte vorstellen dürfen.“ Bei Beratung und Abstimmung verlasse man den Raum. Er selbst habe sich zuletzt vom Bürgerverein durch das Kliedbruch führen lassen. „Das wäre mit einem Kollegen aus Berlin wohl eher schwierig.“ Und auch Geschäftsführer Markus Bernthaler, Abteilungsleiter in der Verwaltung, assistiert: „Es gibt keinen Wissensvorsprung.“

Der Bund Deutscher Architekten fordert, um die Unabhängigkeit zu wahren, dass Beiratsmitglieder zwei Jahre vor und nach ihrer Tätigkeit nicht in der betroffenen Stadt bauen und planen sollten. Für die Zeit während der Tätigkeit gibt es demnach keine Empfehlung. Was der Bund aber auch empfiehlt, ist eine grundsätzliche Öffentlichkeit des Gestaltungsbeirates, um die Bürger einbeziehen zu können.

Hier rennt er bei Lucas offene Türen ein. Der Uerdinger setzt auf Transparenz und möchte die Sitzungen zumindest zum Teil öffentlich führen dürfen. Das aber müsste die Politik entscheiden. Und die spielt ja gern mal Verstecken.

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