Podio Königshof: Brauerei schluckt Theater

Ende Juni 2014 schließt das Podio für immer. Auf dem Gelände wird eine neue Abfüllanlage gebaut.

Krefeld. Vielleicht war es doch ein schlechtes Omen: Kaum einen Monat nach der Eröffnung des neuen Podio Ende 2012 wurde dort humoristisch der Weltuntergang gefeiert. Nun ist er da — jedenfalls für die Betreiber Betti Ixkes und Rüdiger Höfken.

Ihr liebevoll eingerichtetes Theater wird nach 18 Monaten wieder vom Erdboden verschwinden. Der Vermieter, die benachbarte Brauerei Königshof, braucht das Gelände selbst. Das Unternehmen will seine Kapazitäten erweitern und eine weitere Abfüllanlage plus Lager- und Logistikflächen errichten.

„Man hat uns zum 30. Juni 2014 gekündigt“, bestätigt Rüdiger Höfken auf Anfrage. „Das heißt, die nächste Spielzeit wird unsere letzte sein.“ Dass er und seine Partnerin nun nochmals so viel Geld, Arbeit und Energie in die Suche nach einem neuen Quartier stecken, bezweifelt der Kabarettist: „Für uns ist der Weg hier zu Ende.“

Für die Krefelder Kulturszene wäre das ein ungeheurer Verlust. Das Podio ist die wichtigste Adresse für Comedy und Kabarett in dieser Stadt — und sie ist ein Vorzeigemodell erfolgreicher Kulturarbeit. Das Theater bekommt kaum städtische Zuschüsse. Es trägt sich selbst, unter anderem durch eine Auslastung von 98 Prozent. Mit dem neuen Standort in Königshof schien es für die Zukunft bestens aufgestellt.

Die Brauerei hatte den Aufbau seinerzeit nach Kräften unterstützt. Insofern bedauert Verkaufsleiter Frank Tichelkamp, die Theaterleute nun wieder vor die Tür setzen zu müssen: „Niemand konnte absehen, dass wir uns so schnell zu diesem Schritt gezwungen sehen würden.“

Der akute Handlungsbedarf entstand laut Tichelkamp durch den Insolvenzantrag einer anderen Brauerei vor 14 Tagen: „Er hatte große Auswirkungen auf NRW und darüber hinaus, also auch auf uns.“ Dies führe zu Strukturproblemen: „Wir haben bereits Kunden- und Produktionsauftragsanfragen im Bereich der gesamten Getränkeindustrie in Nordrhein-Westfalen. Da müssen wir schnell reagieren.“ Ohne die Kündigung wäre der Vertrag bis Sommer 2015 weiter gelaufen: „Das ist zu lange.“

Während Tichelkamp betont, von Anfang an „mit offenen Karten gespielt“ zu haben, erklärt Höfken: „Hätten wir das damals gewusst, wären wir nie so bekloppt gewesen, hierher zu ziehen.“ Einige 10 000 Euro und unzählige Arbeitsstunden haben sie investiert: „Und jetzt macht man das einfach platt.“

„Wir mussten aktiv werden“, hält Tichelkamp dem entgegen. Und fügt hinzu: „Aber für uns ist ganz klar: Wir werden das Podio weiter unterstützen und ihm vielleicht sogar wirtschaftlich den Rücken freihalten.“

Über solche Angebote werden Betti Ixkes und Rüdiger Höfken möglicherweise ebenso nachdenken wie über Alternativen zum endgültigen Aus. Freitagabend mussten sie trotz der Horrornachricht erst mal die Premiere ihres neuen Programms stemmen. Das sind sie ihrem Publikum schuldig.

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