Pflege: Krefeld setzt auf Nachwuchs

In Seniorenheimen droht bundesweit ein Mangel an Fachpersonal. Krefeld sucht mit Erfolg nach Auswegen.

Krefeld. Es sind Prognosen, die erschrecken. In Senioren- und Pflegeheimen und bei ambulanten Pflegediensten wird das Fachpersonal knapp. Der demographische Wandel wird diesen Engpass noch verschärfen. Die Zahl, die aufrüttelt, lautet: In zehn Jahren werden bundesweit 220 000 Pflegekräfte fehlen.

Für Kenner der Branche kommen diese Meldungen nicht überraschend. Viele haben bereits Vorkehrungen getroffen und ziehen sich ihren Nachwuchs selbst heran. In Krefeld gibt es aber auch Unternehmen, die nicht expandieren können, weil das Personal fehlt.

Diakonie: „Wir haben keine offene Stelle“, sagt Andreas Pauwelen, Sprecher der evangelischen Altenhilfe der Diakonie. „In jedem unserer vier Heime gibt es acht Azubis, die wir mit der Kaiserswerther Diakonie ausbilden. Die Besten übernehmen wir.“

Es herrsche unter den Pflegekräften ein reger Austausch, und es habe sich herumgesprochen, dass in diesen Häusern ein gutes Arbeitsklima herrscht, so Pauwelen weiter. Es gebe stets allein ein Dutzend Blindbewerber. „Auf diesen Pool können wir zurückgreifen. Pflegenotstand haben wir nicht.“

Stadt: Das Thema „Pflegenotstand“ sei für ihn nicht neu, es werde bereits seit mehr als 20 Jahren darüber gesprochen, sagt Jörg Schmidt, der Geschäftsbereichsleiter Stationäre Einrichtung der städtischen Seniorenheime. „Es ist richtig, dass es immer schwieriger wird, qualifizierte Leute auf dem Bewerbermarkt zu finden. Aber wir haben die Möglichkeit, dieser Tendenz zu begegnen und eine gute Personalentwicklung zu betreiben.“

So würden die Ausbildungsplätze in der Altenpflege auf 30 aufgestockt. „Wir ziehen unsere Leute selbst heran“, betont Schmidt. „Zurzeit haben wir mehr Bewerber als offene Stellen.“ Bei den fertigen Kräften sei die Bewerberzahl eher dünn. „In zwei bis drei Jahren, wenn die Azubis fertig sind, wird sich das Problem erledigt haben.“

Caritas: „Aktuell macht sich der Fachkräftemangel in den Caritasheimen nur punktuell bei der Besetzung von offenen Leitungsstellen im Pflegebereich bemerkbar“, sagt Geschäftsführer Horst Huber. „Die Einrichtungen liegen alle noch über den gesetzlich geforderten 50 Prozent Fachkräfteanteil. Dies hat sicher damit zu tun, dass die Caritasheime gGmbH seit langem rund 40 Schüler ausbildet und hierdurch freie Stellen noch gut auffüllen kann.“

Trotzdem gebe es Handlungsbedarf. „Die Fachkräfte steigen häufig nach einigen Jahren wieder aus und stehen dann dem Pflegemarkt nicht mehr zur Verfügung. Hier spielen die Rahmenbedingungen eine große Rolle.“ So müssten Arbeitszeiten familien- und singlefreundlicher gestaltet werden.

Huber: „Die Belastungen des Berufes müssen durch die Reduzierung der Arbeitsdichte entzerrt werden, um die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit auf Dauer zu erhalten.“ Denn nur wer innerlich ausgeglichen sei, könne den Bedürfnissen der oft an Demenz leidenden Bewohner gerecht werden.

„In der ambulanten Pflege fehlen uns Kräfte“, ergänzt Sonja Borghoff-Uhlenbroich, Pressesprecherin des Caritas-Verbandes. „Die Nachfrage steigt, und wir können nicht expandieren, weil es kein Fachpersonal gibt.“

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