Pferderennen im Stadtwald beginnen zu kurioser Zeit Krefelder Renntag für Zocker in Frankreich

Für einen französischen Wettanbieter starteten die Pferde im Stadtwald am Freitagmittag. Über eine kuriose Rennzeit und ihre Folgen.

 Beim ungewöhnlichen Renntag am Freitag im Stadtwald war mehr los als erwartet – aber deutlich weniger als bei guten Wettkämpfen am Samstag oder Sonntag.

Beim ungewöhnlichen Renntag am Freitag im Stadtwald war mehr los als erwartet – aber deutlich weniger als bei guten Wettkämpfen am Samstag oder Sonntag.

Foto: Andreas Bischof

Der Rennbahn-Sprecher ahnte wohl, dass Wettkämpfe am frühen Freitagmittag erklärungsbedürftig sind. Er begrüße die Gäste zur „ungewohnten Stunde und zum ungewohnten Termin“, hallt es aus den Boxen auf der Anlage im Stadtwald. Zumindest die äußeren Bedingungen würden stimmen.

Ein paar Leute, meist Rentner und Familien, hören ihm auf dem Vorplatz und der zum Drittel gefüllten Tribüne zu. Normalerweise finden Galopprennen am Samstag- oder Sonntagmittag statt. Dann sind bei gutem Wetter noch deutlich mehr Zuschauer da.

Für Zocker in Frankreich startet das Rennen in Krefeld am Freitag

Dass der August-Biebricher-Renntag auf einen Freitag terminiert wurde, hängt mit den Regeln des Wettgeschäfts zusammen. Viele Herrschaften in etwa 10 000 Wettbüros in Frankreich, Teilen des Baskenlandes und der Westschweiz haben offenbar Freude an Pferden im herbstlichen Krefelder Stadtwald. Während die Veranstalter vor Ort mit freiem Eintritt und freiem Parken um Zuschauer kämpfen, laufen in den Annahmestellen im Nachbarland nämlich die ersten drei von sieben Rennen live in einer Fernsehübertragung.

„Die Franzosen zocken wie verrückt“, sagt Tania Cosman, zuständig für das Marketing der Rennbahn. Hinter dem ungewöhnlichen Renntag steht daher eine Vereinbarung mit dem französischen Wettgigant PMU. Dieser hat die Mehrheit an der German Tote-Service GmbH erworben und darf damit auch über Rennzeiten bestimmen.

Um 12 Uhr schlürfen die
ersten Zuschauer den Weißwein

Cosman sieht den Freitag allerdings nicht nur für die Zocker, sondern auch für das hiesige Publikum als guten Termin: „Wir sind total positiv überrascht.“ Ein Freitag in den Ferien sei offenbar kein Hindernis. In den Logen hätten sich einige Gäste extra frei genommen. Klar, die Marketing-Expertin muss viel Licht sehen. Doch das Bild von Licht und Schatten trifft es wohl eher.

Tatsächlich schmeckt den Ersten auf der Tribüne gegen kurz nach 12 Uhr schon der Weißwein. Lässig lehnen sie mit ihren Gläsern an der weißen Balustrade. Und ein bisschen Jubel brandet auf, als die Jockeys mit ihren Pferden zum ersten Zieleinlauf ansetzen – das ist das Licht.

Auf der Nebentribüne verfolgt allerdings nur eine Handvoll grauhaariger Herren mit grauen Mützen das Geschehen. Auch auf der Haupttribüne bleiben viele Bänke leer – der Schatten.

Hilmar Seidl sitzt mit der Starterliste auf einer Bank. Er nennt sich einen „hartgesottenen“ Zuschauer. Auch bei schlechtem Wetter komme er. „Für Rentner wie mich passt der Termin heute“, sagt er. Seidl hatte es allerdings einsamer erwartet. Das schöne Wetter habe offenbar noch geholfen, Besucher zu gewinnen. Im Hintergrund gibt der Kommentator alles. Eilig ruft er die Namen der Pferde ins Mikrofon. „Glos, Glos immer noch vorne.“

Familien nutzen die Ferien
für den Besuch beim Galopp

Ein paar Hunde dösen derweil an der Leine der Herrchen auf der Wiese an der Rennstrecke, Kinder spielen daneben. Dorothee Hoffmann ist mit ihren drei Kindern und einer Freundin ihrer Tochter gekommen. „Alle interessieren sich für Pferde“, sagt die 39-Jährige. „Weil Ferien sind, haben wir die Zeit dafür. Da fallen viele Termine weg.“ Die 13-jährigen Freundinnen Laura und Carina sind sich einig: Ein Tag bei den Pferden sei schon schöner als in der Schule.

Ein paar Meter entfernt stehen Klaus Nickel und Hans Gölz. Sie sind 300 Kilometer aus dem Saarland angereist, um ihre Pferde zu sehen. Nickels Pferd Hellomoto holte soeben im ersten Rennen den zweiten Platz. „Ich bin damit zufrieden“, sagt Mitbesitzer Nickel. Er vermutet, dass sich seine Stute an die ungewöhnlichen Startzeiten gewöhnen muss. „In Zeiten des Internets können Sie Rennen auf der ganzen Welt verfolgen“, sagt Nickel. Da würden die Startzeiten eben auf das Interesse des Publikums abgestimmt.

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