Meinung Ohrfeige für Demokraten

Krefeld. Die Besucher der letzten Bauausschusssitzung sind Zeuge eines bedenklichen gesellschaftlichen Miteinanders geworden. So wie bereits immer häufiger in den sozialen Foren pöbeln jetzt auch hier zunehmend Zuschauer ohne Rederecht über Redner und Aussagen, die ihnen nicht passen.

Ein Kommentar von Yvonne Brandt.

Ein Kommentar von Yvonne Brandt.

Foto: Dirk Jochmann-Germany-47807 Kref

Sie waren wütend über die nach einer bald einstündigen Diskussion mehrheitlich beschlossene Westwall-Sperrung. Dass deren Enttäuschung über die Entscheidung groß ist, ist verständlich. Hatten sie doch in nur wenigen Wochen über 1500 Unterschriften für eine sofortige Öffnung des Westwalls gesammelt und Unterstützung von maßgeblichen Verbänden, Vereinen und Bürgern erhalten.

Ihr dringlicher Wunsch wurde nicht erfüllt. In diesem Zusammenhang dann jedoch frustriert von „grober Missachtung des Bürgerwillens“, „behördlicher Willkür“, systematischer Lügerei und „Diktatur“ lautstark zu sprechen — und sich noch im Recht zu wähnen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht eines jeden dort vertretenen Kommunalpolitikers, sondern auch ein Zerschlagen demokratischer Prinzipien.

Die Mehrheit entscheidet bei einer Abstimmung über die weitere Entwicklung dieser Stadt, nicht die Minderheit. So sind die Spielregeln.
Dass Bürger die Politiker aller Couleur und Verwaltungsfachleute immer weniger Ernst nehmen, dafür haben als Vorsitzender des Bauausschusses, Jürgen Wettingfeld (CDU) und sein Vertreter Stefan Galke, gesorgt, die sich nicht mit eindeutigen Worten in Richtung Zuschauerbank diese Tonlage verbeten haben. Werner Gottschalk von der CDU in der Bezirksvertretung Mitte kommentiert sogar mit ähnlicher Wortwahl und Polemik wie einzelne Gegner das Ergebnis in einer Pressemitteilung.

Der Einzige, der inhaltlich den Krakeelern etwas entgegenzusetzen hatte und sich das nach einer Stunde intensiver Diskussion und Abwägung der sinnvollsten Variante deutlich verbat, ist der langjährige baupolitische Sprecher der SPD, Jürgen Hengst, gewesen.
Der nächste Streit ist mit der geplanten Umgestaltung des Dionysiusplatzes vorprogrammiert. Mal schauen, ob es dann auf allen Seiten wieder um Sach- oder weiter um Machtentscheidungen geht.

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