Odyssee wegen Bombenalarms

Augenzeuge: Für zwei Krefelder wurde die Heimreise aus Namibia zur Geduldsprobe. In Windhuk hatte sich ein herrenloser Koffer als Attrappe erwiesen.

Krefeld. Seit einer Woche ist Wolfgang Henneberg wieder aus Namibia zurück in Krefeld - und noch immer hat er die Erlebnisse, die ihm zum Ende seiner Afrika-Reise widerfahren sind, deutlich im Kopf präsent: Wegen des vermeintlichen Bombenfundes am Windhuker Flughafen war die Rückkehr des Krefelders und seiner Lebensgefährtin zu einer Odyssee geworden.

Um 8.50 Uhr soll Hennebergs Air-Berlin-Flieger am vergangenen Mittwoch Richtung München starten. Zuvor hatten der 60-Jährige und seine Begleitung rund drei Stunden Anfahrt durch den Busch hinter sich gebracht. Für drei Wochen waren die beiden in der ehemaligen deutschen Kolonie auf Reisen, wie in fast jedem Jahr.

Alles läuft zunächst planmäßig, die Passagiere checken ein. "Die Kontrollen in Windhuk waren mehr als lasch", erinnert sich Henneberg gegenüber der WZ. Aber plötzlich dreht sich der Flieger - zuvor schon Richtung Startbahn gerollt - und kehrt zurück vor den Hangar. Einzige Durchsage des Kapitäns: "Ein Gepackstück ist gefunden worden, das man nicht zuordnen kann."

Die 296 Passagiere des Airbus AB7377 ahnen zu diesem Zeitpunkt nichts von der Bomben-Warnung, die wenige Stunden später erhebliche Auswirkungen bis nach Deutschland hat. Die Fluggäste haben keine Angst, als sie samt Gepäck das Flugzeug wieder verlassen müssen, denn niemand in Windhuk klärt sie über die Hintergründe auf. "Wir standen ja alle direkt am Flieger, wie soll man da auf Anschlagsgefahr tippen?", fragt sich Henneberg.

Bis 15 Uhr lassen Henneberg und die anderen Passagiere Kontrollen und Schweigen der Behörden über sich ergehen - zur Überbrückung der Zeit erhalten sie "lediglich kleine Wasserrationen sowie 50 Gramm-Tütchen Studentenfutter."

Nach einem außerplanmäßigen Halt in Djerba und schon über 24 Stunden unterwegs erreichen die überwiegend aus deutschsprachigen Ländern stammenden Passagiere übermüdet und irritiert den Flughafen München.

Dass der in Windhuk gefundene Koffer ohne Zieladresse eine für Deutschland gedachte Bombenatrappe sei, ahnt Henneberg noch immer nicht - und damit auch nicht, dass der AB 7377 hier von "etwa 100 schwer bewaffneten Beamten von BKA und Grenzschutz" erwartet wird. "Die haben uns wortlos und mit Maschinengewehren im Anschlag regelrecht abgeführt", so Henneberg.

In einer Halle abseits des normalen Flughafenbetriebs werden hier in Kleingruppen genaue Befragungen durchgeführt, und noch einmal müssen die Passagiere ihre Gepäckstücke durchchecken lassen. "Wir wurden gefragt, ob uns in Windhuk jemand zum Transport eines Koffers aufgefordert hätte", schildert der 60-Jährige.

Henneberg und seine Lebensgefährtin empfinden zu diesem Zeitpunkt statt Angst "einfach nur Ärger", denn auf die Fragen der Passagiere geht auch in München niemand ein. Als Henneberg der Kragen platzt, erhält er als Antwort lediglich die Frage, ob er denn nicht die Zeitung lese.

"Das ist alles nicht gut gelaufen. So kann mit den Leuten nicht umgehen", fasst Henneberg das Erlebte zusammen. Obwohl er betont, dass er Verständnis für Sicherheits- und Präventionsmaßnahmen hat.

Bis Donnerstagmittag brauchen die Krefelder noch, um mit einem Ersatzflieger von München nach Düsseldorf zu gelangen - Warum er erst daheim in den Medien über all diese Vorgänge aufgeklärt worden ist, versteht Wolfgang Henneberg nicht. Und dass der Koffer aus Windhuk sich letztlich als Attrappe zum Testen der Sicherheitsmechanismen entpuppt hat, empört ihn ebenfalls: "Man hätte auch nach einer Stunde alles als Probe auflösen können", so der 60-Jährige.

Ob und gegen wen er deshalb jetzt klagen kann, dass will Henneberg nun mit seinem Anwalt prüfen. Weiter Reisen nach Namibia wird es für ihn trotz der aufreibenden Erlebnisse weiterhin geben.

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