Krefeld OB Frank Meyer: "Krefeld braucht die Grotenburg"

Nach einem Jahr Amtszeit zieht der OB eine Bilanz. Meyer über Flüchtlinge, Bildung, den Verwaltungsumbau und natürlich den KFC.

 OB Frank Meyer findet, dass Krefeld besser da steht als im Herbst 2015.

OB Frank Meyer findet, dass Krefeld besser da steht als im Herbst 2015.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Für eine inhaltlich tragfähige Bilanz seiner Arbeit ist es zu früh. Ein Jahr Oberbürgermeister Frank Meyer verlangt trotzdem danach, den Uerdinger an seinen Wahlkampf-Versprechen zu messen. Meyer selbst findet, dass Krefeld besser da steht als im Herbst 2015. Mehr noch, er glaubt: „Die Krefelder beginnen, wieder mit Stolz auf ihre Stadt zu blicken.“

Woran er das festmacht? „Zum Beispiel daran, dass 12 000 Menschen zur Voreröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums kommen, obwohl nicht ein einziges Kunstwerk zu sehen ist. Daran, dass Uerdingen mit großer Euphorie den Rheinsteiger einweiht. Und natürlich durch die vielen Gespräche, die ich mit Krefeldern führe.“ Die Krefelder neigten ja sonst auch mal dazu, eher einen kritischen Blick auf ihre Stadt zu haben. „Das finde ich ja auch nicht nur schlecht. Ich freue mich aber lieber über die guten.“

Meyer startete ohne die übliche Personalrochade im direkten Umfeld, wenn einer neu an der Verwaltungsspitze ist und dazu noch ein anderes Parteibuch mitbringt als sein Vorgänger. Heute ist er froh darüber: „Dafür werde ich jeden Tag belohnt. Wir haben hier schon ein sehr ordentliches Team.“ Überhaupt: Meyer verteilt gern Blumen. An die „konstruktiven Menschen im Rat“, an eine Verwaltung, die „sich ordentlich reinhängt“ und an eine „tolle Zivilgesellschaft in Krefeld, ohne die vielen engagierten Ehrenamtler wäre vieles nicht möglich“.

Als Indizien für den Fortschritt in Krefeld nennt Meyer zum Beispiel die Entwicklung in der Flüchtlingsfrage. Er setzte mit Hansgeorg Rehbein einen Flüchtlingskoordinator ein, die Zahl der Wohnungen konnte auf 1768 verdoppelt werden. Ab Ende November werden nun die drei noch belegten Hallen wieder für den Sport hergerichtet. Meyer, noch einmal Blumen, lobt: „Was die Vereine da mitgetragen haben, da kann ich mich nur verneigen.“

Die wesentlich größere Aufgabe sei aber die Integration. „Dafür werden wir bald den Fachbereich Migration und Integration bilden. Die Ausländerbehörde konnte den Ansprüchen nicht genügen.“ In Krefeld leben 70 000 Menschen mit Migrationshintergrund. Meyer setzt dabei auf die Kooperation mit Kirchen und Wohlfahrtsverbänden.

Die Stadtfinanzen sieht der 42-Jährige mit der Konsolidierungsphase bis 2020 auf einem guten Weg. Nach Jahren des Nothaushaltes sind auch wieder Investitionen drin, allein 90 Millionen Euro sollen in Schulgebäude gesteckt werden. Ohne die jüngst avisierten 30 Millionen im Rahmen des Landesprogramms „Gute Schule“. Für Meyer, der die Förderung von Bildung in Krefeld zu einer seiner Kernaufgaben gemacht hat, ist das konsequent. „Wenn junge Leute den Eindruck haben, dass wir unsere Aufgaben in den Schulen nicht ernst nehmen, wie sollen sie dann ihre eigenen ernst nehmen?“ Und, in Anbetracht der Tatsache, dass Krefeld bei der U3-Betreuung hinterhinkt: „Der Kita-Ausbau hat Priorität. Das gilt nicht nur für Sonntagsreden, das müssen wir umsetzen.“ Wie die Förderung der Digitalisierung.

Für Meyer ein Mittel, den in Krefeld stark vertretenen Geschwistern Kinderarmut und Bildungsferne den Kampf anzusagen. Arbeitsplätze gehören auch dazu. Die Grundstücksgesellschaft, deren Aufsichtsratsvorsitzender Meyer ist, verzeichnete 2016 mit 70 000 Quadratmetern bislang einen Rekordwert bei den Grundstücksverkäufen. Meyer sagt, er spreche viel mit der Wirtschaft, schreibt sich den Verbleib des Riesen Canon auf die Habenseite. Und er, der Sohn eines gewerkschaftlich aktiven Postbeamten, spreche eben auch mit den Betriebsräten. „Ich brauche alle Perspektiven.“

Und eine Menge Kraft. Krefeld steht vor der größten Verwaltungsreform seiner Geschichte. Derzeit wird geprüft, welche Bereiche in eine Anstalt öffentlichen Rechts überführt werden könnten. Hunderte Beamte dürften sich schon bald in einer ungewohnten Situation wiederfinden, denn ein solcher Kommunalbetrieb muss sich durchaus im Wettbewerb behaupten. Unruhe? „Wir sind in ständigen Gesprächen mit dem Personalrat, der jetzt ganz aktuell zugestimmt hat, die Stadtentwässerung in eine AöR zu überführen. Ich kann aber jeden Mitarbeiter verstehen, der sich Gedanken macht. Wir gehen einen völlig neuen Weg, werden aber darauf achten, dass niemand schlechter gestellt wird als jetzt, ob er am Ende in der Kernverwaltung verbleibt oder in den Kommunalbetrieb wechselt. Damit das deutlich ist: Sowas geht sowieso nur mit den Mitarbeitern und mit deren Motivation.“

Umgebaut wird in jedem Fall das Gebäude-Management, das öffentlich in der Dauerkritik steht. Zu Unrecht, findet Meyer. „Die Mitarbeiter dort machen einen guten Job, aber die Rahmenbedingungen stimmen nicht. Das müssen und werden wir ändern.“

Ändern könnte zudem der KFC bald seinen Liga-Status. Wenn der KFC in die Regionalliga aufsteigen sollte, könnte das endlich auch Anlass sein, sich mit der maroden Grotenburg zu beschäftigen. Allein, um die Auflagen zu erfüllen. Meyer, KFC-Fan seit Kinderzeiten, sagt: „Fußball ist nach wie vor der Publikumsmagnet. Die Stadt kann dem KFC sicher helfen, wenn dort wieder Ruhe einkehrt, seriös und verbindlich gearbeitet wird. Den Eindruck habe ich seit einigen Monaten, alle Zusagen von Herrn Ponomarev wurden bislang eingehalten. Eine Stadt mit 240 000 Einwohnern sollte schon ein Stadion vorhalten.“

Meyer kündigt Stadtteil-Konferenzen für 2017 an. „Dort wollen wir noch intensiver mit den Bürgern ins Gespräch kommen.“

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