Krefeld, Solingen und Viersen Drei Fälle der Corona-Mutation in NRW

Krefeld/Solingen/Viersen · Drei Fälle der Corona-Mutation sind bisher in NRW bestätigt worden. Wie wird damit umgegangen? Ein Überblick.

Drei Fälle der Mutation sind nun in NRW aufgetaucht.

Drei Fälle der Mutation sind nun in NRW aufgetaucht.

Foto: dpa/Marijan Murat

In NRW sind bisher drei Fälle der Corona-Mutation (B.1.1.7, „britische Variante“) bestätigt worden. Das erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums unserer Redaktion. Nach einem ersten Fall in Viersen seien auch Ansteckungen in Krefeld und Solingen bekannt. „Vermutlich ist die Ansteckung in beiden Fällen während eines Aufenthalts in Großbritannien erfolgt“, so der Sprecher. Über eine weitere Ausbreitung in NRW gebe es bisher keine Erkenntnisse.

Krefeld: Quarantäne-Maßnahmen wie bei anderen Corona-Infektionen

„Die Quarantäne-Maßnahmen sind genau wie bei anderen Coronavirus-Infizierten“, erklärte ein Sprecherin der Stadt Krefeld. Seit dem Jahreswechsel würden solche Fälle durch die Labore direkt an das Robert-Koch-Institut gemeldet, dabei sei auch eine Meldung solcher Besonderheiten an das Gesundheitsministerium vorgesehen. „Seither wurde die neue Variante in Krefeld bisher nicht mehr nachgewiesen“, so die Sprecherin der Stadt weiter.

Corona-Variante in Viersen wurde durch RKI-Stichprobe bekannt

Nach Angaben des Kreises Viersen wurde die Infektion des Mannes durch eine mutierte Coronavirus-Variante nachträglich durch eine Stichprobe des RKI bekannt. Während seiner Infektion seien in seinem Haushalt alle anderen Familienmitglieder ebenfalls an Corona erkrankt.

„Wir sind relativ sicher, dass die Personen das hatten, was der Mann hatte“, sagte die Sprecherin des Kreises am Mittwoch auf Anfrage. Der normale Laborbefund ermittle aber nicht, ob es sich um eine mutierte Variante handele. „Diese Familie ist nicht mit anderen in Kontakt gekommen“, betonte die Sprecherin. Deshalb gehe man davon aus, dass sich die mutierte Variante nicht aus der Familie heraus verbreitet habe. Alle seien genesen, es bestehe Kontakt mit dem Gesundheitsamt.

Die Variante des Coronavirus wurde in Deutschland im Dezember erstmals bei einzelnen Personen in unterschiedlichen Bundesländern nachgewiesen.

Corona-Mutation: Kein schwererer Krankheitsverlauf, aber schnellere Verbreitung

Für B.1.1.7 wird kein schwererer Krankheitsverlauf angenommen. Allerdings gilt als weitgehend gesichert, dass sich die Variante deutlich schneller verbreitet als frühere Formen.

Biontech/Pfizer Impfstoff soll auch bei Corona-Varianten wirken

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wirkt laut einer ersten Analyse auch gegen zwei neue Varianten des Coronavirus, die zuerst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesen wurden. Dies geht aus einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Texas und dem US-Pharmaunternehmen Pfizer hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Untersucht wurden die Antikörper im Blut von 20 geimpften Menschen. Demnach erreicht der Impfstoff im Einsatz gegen die neuen Varianten wahrscheinlich ebenfalls eine Wirksamkeit von 95 Prozent. Die Studie wurde vorab veröffentlicht, sie wurde noch nicht in einem Fachjournal veröffentlicht und von unabhängigen Experten geprüft.

Experten zu Corona-Varianten: Systeme zur Erkennung müssen ausgebaut werden

Die Entwicklung der beiden zunächst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Coronavirus-Varianten verdeutlicht Experten zufolge, dass die Überwachung des Erregers dringend ausgebaut werden muss. Die Varianten seien als „Weckruf“ zu sehen, sagte Andreas Bergthaler vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Systeme zur Erkennung müssten ausgebaut und koordiniert werden. „Wir dürfen uns nicht in der falschen Sicherheit wähnen, dass wir mit den Impfstoffen schon am Ende des Marathons angekommen sind.“

Wünschenswert sei zur Überwachung von Sars-CoV-2 ein globales Netzwerk von Laboren ähnlich wie bei der Grippe, deren Erreger sich ebenfalls stetig verändere, sagte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Bisher sei man von einem solchen koordinierten Ansatz noch weit entfernt.

In Großbritannien werde bei etwa 5 Prozent der bei Corona-Tests genommenen Proben das Viruserbgut entziffert, in Dänemark bei 12 Prozent, so Bergthaler. In Deutschland seien es vor Auftauchen der Variante B.1.1.7 nur etwa 0,2 Prozent gewesen. Zudem dauere es in vielen Ländern mit weit mehr als zwei Wochen viel zu lange, bis die Daten für eine Auswertung verfügbar seien, ergänzte Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien.

(pasch/dpa)
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