Konzert New Yorker Ralph Alessi spielt intellektuellen Jazz im Glasfoyer

Das Quartett des amerikanischen Trompeters gastierte im Glasfoyer des Theaters. Eine Ballade rundete das gelungene Konzert ab.

Trompeter Ralph Alessi überzeugte das Publikum im Glasfoyer mit komplexen, dafür aber seltener mit gefühlvollen Klängen.

Trompeter Ralph Alessi überzeugte das Publikum im Glasfoyer mit komplexen, dafür aber seltener mit gefühlvollen Klängen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Ralph Alessi ist ein ziemlich angesagter Trompeter der New Yorker Jazzszene, zweimal war er in Krefeld schon als Gastsolist anderer Bands zu Besuch. Nun präsentierte er sich auf Einladung des Jazzklubs Krefeld im Glasfoyer des Stadttheaters mit seinem eigenen Quartett und lieferte ein bemerkenswertes Konzert ab. Seine Musik: Über weite Strecken sehr intellektuell und kammermusikalisch komplex, oftmals sehr cool — allerdings nicht ohne, dass hin und wieder doch noch Gefühl aufblitzt.

Alessi ist auf seinem Instrument ein virtuoser Techniker, lässt er einmal einen längeren Ton stehen, klingt der unwiderstehlich kühl-melancholische Sound von Miles Davis nach. Er phrasiert makellos und hält seine Melodielinien unter Dauerspannung, anstatt sie expressiv zu steigern.

Aber nicht nur Alessis Spiel wirkt intellektuell, auch seine postmodernen Stücke und Arrangements sind oft so komplex, dass sie die Zuhörer nicht direkt ansprechen. Dazu passt, dass Kontrabassist Drew Gress mit starker Betonung unbetonter Taktzeiten fast andauernd die Metrik verschleiert, wobei ihn der ausgezeichnete Gerald Clever am Schlagzeug auf eine Weise unterstützt, die man von einem Drummer nicht unbedingt erwartet: Clever hält den Puls der Stücke mit sehr viel Understatement in Fluss.

Auch Pianist Gary Versace wirkte auf seine Weise an der Verschleierung von Anhaltspunkten mit, die das Zuhören normalerweise erleichtern. Bei seinen Improvisationen spielte er oft zunächst sogenannte Singlelines, konzentrierte sich also mit der rechten Hand auf die Melodie, ohne mit der linken Hand Harmonien hinzuzufügen.

Es dauerte lange, bis man auch einmal eine leichter erkennbare Form zu hören bekam. Da spulte die Band ein 16-Takte-Schema mit erkennbarem Harmoniegerüst ab, und Clever spielte dazu einen im Gesamtkontext des Konzerts schon fast bieder wirkenden Vier-Viertel-Rock-Beat.

Als Zugabe gab es dann unverhoffterweise eine sehr gefühlvolle Ballade, bei der Alessi mit sehr schöner Melodieführung ganz unerwartet auch emotionale Tiefe zeigte. Das Publikum reagierte da dankbar, vorher hatte es den sehr versierten Musikern eher Respekt gezollt.

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