WALDHELFER Der Neue ist neugierig, stark und fleißig

Krefeld · Eiko heißt das Rückepferd, das mit dem altgedienten „Kollegen“ Indigo im Wald im Einsatz ist. Der Vierjährige ist ein gelehriger Schüler.

 Rückepferd Eiko lernt zwar noch, geballte Muskelkraft hat er aber jetzt schon zu bieten. Geführt wird er hier von Roman Dzulaj.

Rückepferd Eiko lernt zwar noch, geballte Muskelkraft hat er aber jetzt schon zu bieten. Geführt wird er hier von Roman Dzulaj.

Foto: Strücken, Lothar

Eiko ist blond, gut gebaut, freundlich und fleißig. Blond ist dabei nicht so wichtig. Aber der Rest schon. Eiko ist Rückepferd und als solches die geballte Muskelkraft. Rückepferde können Lasten bis zu ihrem eigenen Gewicht hinter sich herziehen — sie selbst wiegen bis zu 900 Kilogramm.

Eiko ist der Neue bei der Arbeit in den städtischen Waldgebieten oder wie gerade jetzt auf einem Gelände der Stadtwerke gegenüber von den Linner Wasserwerken an der Straße In der Elt. Hier ziehen das vier Jahre alte belgische Kaltblut und sein tierischer Kumpel Indigo Stämme aus dem Waldstück zielsicher zwischen den Bäumen hindurch, die stehen bleiben sollen.

Äste knacken. „Rum! Ein! Steh!“ rufen Rückepferdführer Roman Dzulaj und sein Kollege Niklas Hennes den Tieren zu, die sie an einer Leine führen. „Das ist sozusagen die Notbremse“, erklärt Dzulaj, der seit 2006 im Team ist und ergänzt, „es ist auch ein bisschen Hilfe beim Steuern.“ Aber eigentlich gehe alles über die Stimme. „Rum“ heißt rechts, „ein“ links und „steh“ oder „hüh“ erklären sich von selbst. Die Kommandos müssten kurz sein. „,Geh mal bitte nach links‘, das hilft nicht, dann ist der schon in Köln“, sagt Dzulaj schmunzelnd. Wobei man dem 14 Jahre alten rheinisch-westfälischen Kaltblut Indigo ohnehin fast nichts mehr sagen müsse. „Der sieht einen Baum, geht hin und dreht sich schon in die richtige Richtung“, erzählt Dzulaj über den Vierbeiner, der seit 2008 im Krefelder Forst arbeitet.

Eiko ist noch im Wachstum
und wird noch weiter zulegen

Gerade mal seit November ist hingegen Eiko mit von der Partie. Aber schon jetzt sind Dzulaj und Hannes von ihm begeistert. Er sei neugierig, lernbegierig, motiviert, immer gut gelaunt, habe noch nie einen schlechten Tag gehabt. „Verfressen“ sei er auch, ergänzt Forstwirt Hannes lachend. Kein Wunder, Eiko ist noch im Wachstum. Voraussichtlich noch drei Jahre wird er zulegen. Gelehrig ist er. „Spätestens beim zweiten Versuch klappt es“, berichtet Dzulaj über die Ausbildung in den vergangenen Monaten. Dass er jedoch ganz gelegentlich auch mal Unsinn im Kopf habe, sei klar. „Der ist ja jung, ich sage mal, so wie ein 13 Jahre altes Kind. Da muss man halt Geduld haben“, sagt er. Zwei Jahr dauert die Ausbildung zum Rückepferd etwa. Die Grundkenntnisse habe Eiko auf jeden Fall nach einem Monat verinnerlicht.

Zunächst lernte er auf einer Wiese am Geschirr zu laufen. Dann ging es mal in den Wald, um sich unter anderem mal an die Geräusche dort zu gewöhnen. Schließlich wurde mit einem kleinen Stamm geübt. „Erst mal nur auf den Wegen. Damit er sieht, dass nichts passiert. Die Pferde müssen lernen, dass, egal, was ist, es nicht weh tut. Man muss Vertrauen aufbauen“, sagt Dzulaj. Das gilt selbstverständlich für beide Seiten. „Ein Pferdführer muss sich auf die Reaktion des Tieres verlassen können“, betont Dzulajs Chef, Fortwirtschaftsmeister Reinhard Possberg und erklärt, warum sich die Abteilung von Eikos Vorgänger getrennt hat.

Norbert war zwei Jahre im Einsatz. „Aber für manche Pferde ist schon ein flatterndes Blatt ein Problem. So war es bei Norbert“, sagt Possberg. Der Hengst sei bei seinem ursprünglichen Besitzer und werde dort vermutlich in Zukunft als Reit- oder Kutschpferd unterwegs sein.

Sein Nachfolger, Eiko, war erst einmal bis Januar zur Probe in Krefeld. Im Februar wurde er dann von der Stadt gekauft. Possberg ist begeistert. „Beim Abholen im Stall freut der sich schon auf die Arbeit“, sagt er. Bald kommt auf Eiko und Indigo allerdings die große Pause des Jahres zu. Im Sommer werden sie nicht eingesetzt, sind dann mehrere Wochen am Stück auf dem Pferdehof an der Inrather Straße, in dem sie auch sonst unterstehen.

Danach wird sich ein Teil der Ausbildung des Jungspunds wiederholen müssen, bis alles wieder sitzt. Auch die Muskelkraft muss nach den Ferien erst wieder wachsen. „Das wäre beim Menschen auch nicht anders, wenn der nach längerer Pause wieder ins Fitnessstudio geht“, vergleicht Dzulaj und sieht zu, wie Eiko eine kleine Pause nutzt, um sich am Hals krabbeln zu lassen. Denn verschmust ist er auch noch.

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