Musik Brahms, Krautrock und das Dixie Trio

Krefeld · Durch die Musikgeschichte der Stadt führt einen der neue Sampler „A 100 years music made in Krefeld“.

Zur Projektvorstellung „A 100 Years Music made in Krefeld“ strahlten (v.l.): Ulrich Cloos, Philip Lethen und Petra Krieger.

Zur Projektvorstellung „A 100 Years Music made in Krefeld“ strahlten (v.l.): Ulrich Cloos, Philip Lethen und Petra Krieger.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Philip Lethen kann ganz wunderbar von Musik erzählen. Der Gitarrist der Band Construction Set ist Kurator eines ungewöhnlichen Projektes, das Uli Cloos vom Krefelder Stadtmarketing angestoßen hat. Es trägt den Titel „„A 100 years music made in Krefeld“ – und aus diesen 100 Jahren weiß Lethen nicht nur Musik, sondern auch unzählige Geschichten und Annekdoten beizusteuern.

Das Projekt ist die Fortsetzung von „Music made in Krefeld“ aus dem vergangenen Jahr und lehnt sich an „100 Jahre Bauhaus“ an. 23 Bands waren 2017 an dem Sampler beteiligt. Einen solchen gibt es auch diesmal, wobei jeweils ein Jahrzehnt einem Musiker oder einer Band zugewiesen ist. Zwölf Stücke kommen zusammen. Die auf LP und CD erschienene Kollektion enthält einen Schnelldurchlauf Krefelder Musikgeschichte von Johannes Brahms bis zur Metal-Band Blind Guardian.

„Eigentlich sollten die ja etwas mit Andrea Berg zusammen machen“, erzählt Philip Lethen schmunzend. Doch die Krefelder Schlagersängerin habe auf eine entsprechende Anfrage nicht geantwortet. So setzt Blind Guadian allein den Schlusspunkt des Samplers mit dem Stück „The Lord of the Rings“.

Uraufführung einer
Mahler-Sinfonie war in Krefeld

Der Anfang stammt von Brahms, der ein gern gesehener Gast bei Familie von der Leyen und deshalb oft in Krefeld war. Julia Polziehn und Kira Ratner spielen das „Allegretto quasi menuetto“.

Einen stärkeren Krefeld-Bezug gibt es zu Gustav Mahler: Seine dritte Sinfonie wurde hier 1902 uraufgeführt. Die Originalaufnahme der Niederrheinischen Sinfoniker sei wahrscheinlich bei einem Archivbrand des Stadttheaters vernichtet worden, berichtet Philip Lethen. So spielen auf dem Sampler zwar die Sinfoniker – aber einen Auszug aus der vierten Sinfonie. Dann wird’s „Ruppig“: So lautet der Titel eines Mundartliedes von 1929, das „Schäng Blasius Flönz Rakete“ beisteuert.

Viele Titel konnten mit Hilfe des Archivs von Hans Rommerskirchen und durch persönliche Kontakte aufgestöbert werden. Denn Philip Letehn war es wichtig, auch historische Aufnahmen auf dem Sampler zu veröffentlichen. Dazu zählt zum Beispiel eine Schellack-Einspielung aus dem Jahr 1935 des Krefelder Opern-Tenors Karlheinz Fetten. „Es knistert und rumpelt“, freut sich Lethen über die besondere Atmosphäre dieses Auszuges aus „Fedora“ von Giodano.

Welt- und Europameister
mit der Mundharmonika

Mit Hilfe von „Taxi Toni“ konnte ein weiteres musikalisches Schmankerl aufgetrieben werden: Das „Dixie Trio“ aus Hüls war Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre Welt- und Europameister mit der Mundharmonika. Günter und Herbert Langhorst sowie Klaus Krudewig spielen aus der „Rhapsody in Blue“ von Gershwin.

Was für ein Kontrast zum Psychedelic Rock von „Trash“. Die Gruppe war in den 60er und 70er Jahre musikalisch aktiv. Auf einem Sampler im Stadtarchiv wurde der Song „Harvest day“ entdeckt.

Krautrock der Band „Kollektiv“, immer noch aktive Gruppen wie M. Walking on the water und Dear Wolf sowie das Krefelder Gesamtkunstwerk „Das Provinztheater“ vervollständigen den Sampler. „Ich hätte auch 30 Band darauf packen können“, sagt Lethen, der schon jetzt von einem Festival im nächsten Jahr träumt.

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