Neuer Glanz für alte Hallen

Zehn Friedhofshallen gibt es, an vielen nagt der Zahn der Zeit. Die Stadt investiert, weil die Konkurrenz wächst.

Krefeld. Es war früher der Normalfall: Vor einer Beerdigung traf sich die Trauergemeinde und nahm Abschied vom Verstorbenen in der Halle des Friedhofs. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Nutzung der Trauerhallen ist vielen zu teuer - und Bestatter bieten mittlerweile Alternativen an.

Elf städtische Friedhöfe gibt es in Krefeld, zehn von ihnen haben eine Trauerhalle vor Ort. Oft handelt sich um ältere Gebäude, teilweise sogar denkmalgeschützt, die hohe Kosten verursachen. Allein 284000 Euro sind 2007 für deren Instandhaltung veranschlagt worden. Aktuell wird vor allem versucht, die Hallen attraktiver zu gestalten.

"Wir investieren zum Beispiel in Kerzenleuchter, neuen Anstrich oder die Bestuhlung", erklärt Michael Betsch, Leiter der Friedhofsabteilung. Er räumt ein, dass etwas getan werden muss. Jährlich geht die Stadt von 2000 Buchungen der Hallen aus - Grundlage ist dabei auch die Zahl der Beerdigungen in Krefeld. Doch diese Maßgabe wird nicht erreicht. 2007 waren es 1566 Buchungen, im vergangenen Jahr 1671. Die Stadt hat Konkurrenz bekommen.

Beim Thema Tod von "freundlichen Orten" zu sprechen, ist schwierig. Aber genau das probieren einige Bestatter und offerieren Trauernden die Möglichkeit, die eigene Trauerhalle zu nutzen. Die lässt sich individueller auf den einzelnen Sterbefall hin einrichten, kommt kleineren Trauerzügen eher entgegen und ist vor allem preiswerter.

"Wir befinden uns in einem Wettbewerb", sagt Betsch. 293 Euro kostet die Benutzung einer städtischen Halle - pauschal und egal, wie viele Menschen kommen. Die Gebühr ist auch durch die hohe Unterhaltskosten der Hallen bedingt. Wenn dann aber alte, große, ungemütliche und kalt wirkende Räume warten, schauen sich die Angehörigen lieber nach anderen Möglichkeiten um. "Da ist der Bestatter natürlich der erste Ansprechpartner", weiß Betsch.

Ohnehin haben es die städtischen Friedhöfe schwer. "Der Trend geht zur Feuerbestattung", heißt es bei Krefelder Bestattern. Verabschiedet würde sich dann in aller Stille am Grab, ohne eine Zeremonie vorab. Und dass die Trauergesellschaften kleiner werden, das hat auch Michael Betsch gemerkt. "Wir haben deshalb reagiert und auch kleinere Abschiedsräume eingerichtet, für etwa zehn Personen." Die kosten dann 92 Euro.

Die Hallen seien aber schon moderner geworden. "Wir arbeiten daran. Aber natürlich können wir nicht alles auf einmal machen", betont der Abteilungsleiter. Zu hoch sind die Kosten. Die große Trauerhalle am Hauptfriedhof hat etwa vor einiger Zeit ein neues Dach bekommen. "Dabei lag der städtische Anteil bei 650 000 Euro."

Dass die Zahl der Buchungen in den Krefelder Trauerhallen deutlich unter denen der Beerdigungen liegt, ist aber auch noch auf einen anderen Umstand zurückzuführen. "Es gibt immer mehr Beerdigungen in Krefeld, bei denen sich bei den Toten gar keine Angehörigen ermitteln lassen", sagt Betsch. Eine Trauerfeier entfällt dann, die Stadt muss die Bestattung veranlassen.

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