Wohnungseinrichtung Neue Heimat für wohnungslose Frauen in Krefeld

Krefeld · Keine feste Bleibe, kein Personalausweis, kein Job: Ihre Nächte verbrachte sie in der städtischen Notschlafstelle an der Feldstraße. So war das vorherige Leben einer der Bewohnerinnen in einer neuen Einrichtung in Krefeld. Diese Wohnung haben Zonta-Club und Diakonie für obdachlose Frauen auf die Beine gestellt.

 Anita Zimmermann (Zonta/v.l.) und Jan Vander sowie Jana Lennertz und Katharina Eickholt von der Diakonie in einem Raum des Wohnprojekts.

Anita Zimmermann (Zonta/v.l.) und Jan Vander sowie Jana Lennertz und Katharina Eickholt von der Diakonie in einem Raum des Wohnprojekts.

Foto: Angelika Wolff/Angelika Wolff_Presse ZONTA Krefeld

„Wir haben erfahren, dass es einige wohnungslose Frauen gibt, bei denen die Hoffnung besteht, sie wieder in ein normales Leben integrieren zu können“, erzählte Zonta-Präsidentin Cornelia Pier im vergangenen November unserer Redaktion, als sie ihr erstes Charity-Projekt vorstellte. Obwohl wegen der Pandemie der geplante Weihnachtsbasar ausfallen musste, ebenso wie die Gründungsfeier mit vielen Gästen im Juni, haben die Mitglieder fleißig Spenden gesammelt. 15.000 Euro kamen zusammen.

 Ohne zugesagte staatliche Förderung hat die Diakonie ein neues Angebot für wohnungslose Frauen aufgebaut. Während die Personalkosten für das Team von Sozialarbeiterinnen künftig vom Landschaftsverband Rheinland übernommen werden könnten, hat der Zonta-Club „Krefeld am Rhein“ die Einrichtung übernommen. Von der Ausstattung der Zimmer über die Anschaffung einer Küche bis hin zu den Büroräumen für die sozialpädagogische Arbeit. Jetzt haben sich Mitglieder des Zonta-Krefeld ein Bild von den fertigen Räumen machen können.

„Schon beim Eintreten umfängt die Besucherinnen adventliche Atmosphäre im liebevoll gestalteten Gemeinschaftsraum, die Wohnung ist sehr schön geworden“, sagt Angelika Wolff, Sprecherin bei Zonta-Krefeld. Es gebe eine hübsche kleine Küche, ein Duschbad und zwei separate Toiletten. Von den insgesamt vier Zimmern für die Frauen seien drei bereits fertig ausgestattet, ein viertes werde gerade noch eingerichtet.

„Wir haben großen Wert darauf gelegt, dass die Zimmer behaglich sind, damit die Frauen hier ankommen und sich wohl fühlen können“, erklärt Jan Vander, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Krefeld-Viersen. „Die Möbel haben wir vom Diakoniewerk Duisburg anfertigen lassen in einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung. Eine Grundausstattung, die den Frauen aber auch Raum lässt, die Zimmer nach ihrem Geschmack  und ihren Bedürfnissen weiter zu gestalten.“

Eine Bewohnerin sagt: „Die Leute begegnen uns mit Respekt“

Zwei der Zimmer sind bereits bewohnt, eine Bewohnerin kam Mitte Oktober, eine zweite ist erst vor zwei  Wochen eingezogen. Hanan O., die ihren vollständigen Namen nicht nennen möchte, empfängt die Besucher mit selbst gebackenen Muffins. Die 43-Jährige hatte sich vor zweieinhalb Monaten Hilfe suchend an die Beratungsstelle für Wohnungslose in Krefeld gewandt, sie hatte keine feste Bleibe, keinen Personalausweis, keinen Job. Ihre Nächte verbrachte sie in der städtischen Notschlafstelle an der Feldstraße, was ihr oft sehr schwer gefallen sei, aber es habe keine andere Wahl gegeben. Tagsüber fühlte sie sich freundlich aufgenommen im Tagesaufenthalt der Diakonie. Hanan O.: „Die Leute da sind uns immer mit Respekt begegnet. Das war sehr wichtig für mich.“

Dort, in der angegliederten Diakonie-Beratungsstelle an der Lutherstraße, wurde Sozialarbeiterin Jana Lennertz auf sie aufmerksam „Wir waren ja gerade dabei zu schauen, welche der Frauen für unser neues  Wohnprojekt geeignet sind. Dabei müssen wir auch darauf achten, dass die Bewohnerinnen zusammen passen, damit die WG funktioniert, und eine Dame war ja schon hier. Mit Frau O. hat es gepasst“, sagt  Jana Lennertz.                                                                                

Sie und ihre Kollegin Katharina Eickholt arbeiten derzeit vier bis acht Wochenstunden in der ambulanten Einrichtung und stehen den Bewohnerinnen in allen Belangen zur Seite. „Wir leisten Hilfe mit Behördengängen und Papieren, es geht es im Alltag aber auch darum, sie wieder in ihren lebenspraktischen Fähigkeiten zu bestärken: eine Wohnung sauber zu halten, mit Bedacht einzukaufen, sich in ein Gemeinschaftsleben einzufügen. Und mit unseren ersten beiden Bewohnerinnen klappt das bislang wirklich gut“, erläutert Betreuerin Katharina Eickholt.

„Ich bin sehr berührt von dieser Begegnung. Vom spürbaren Engagement der Betreuerinnen hier und davon, wie wir auch von Frau O. empfangen wurden. Sie hat uns sogar einen Blick in ihr Zimmer werfen lassen und auf die Bücher, die sie gern liest. Wir haben wahrgenommen, dass in diesen Räumen eine Atmosphäre herrscht von Respekt und Vertrauen, das hier etwas wachsen kann. Ein wirklich unterstützenswertes Projekt, wo wir unsere Spendengelder gut eingesetzt sehen“, erklärt Anita Zimmermann, Vorsitzende des Zonta-Freundeskreises.

(red/yb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort