Sport Sport und Schule – beides schaffen 

Krefeld · Athletenlaufbahn und Schule – das soll in Krefeld künftig für junge Menschen kein Widerspruch mehr sein.

Ringerin Aline Focken musste für ihren Sport die Schule wechseln.   Foto: drb

Ringerin Aline Focken musste für ihren Sport die Schule wechseln. Foto: drb

Foto: Kadir Caliskan

Aline Focken  musste noch kämpfen, nicht nur auf der Matte,  auch in der Schule, wenn es um kostbare Zeit ging, um als Ringerin weiter nach vorne zu kommen. Meist war sie auf das Wohlwollen der Lehrer angewiesen. Die einen zeigten sich kooperativ, die anderen  lehnten  mitunter den Wunsch der Hülserin ab, für Lehrgänge und Training auch mal der Schule fernbleiben zu können und den Schul-Stoff im Trainingslager zu erledigen: „Ich war für die eine Quertreiberin“, sagt Focken heute: „Die Lehrer sagten immer bloß: Die Schule ist das Wichtigste.“

Sattler: „Wir wollen dem Sportler die Belastung etwas abnehmen“

Sie wechselte auf das Vera-Beckers-Berufskolleg, war in einer Klasse mit anderen Leistungssportlern aus Krefeld und dem Umland, die sogenannte „Landeier-Klasse.“ Schüler aus Kevelaer, Geldern, Straelen, darunter auch der Radsportler Sebastian Breuer, die Fußballerin Marith Prießen, der Fußballer Jan-Lukas Pirschel, der Pinguine-Spieler Sinan Akdag. Gleichgesinnte unter sich. Und Lehrer, die für die Bedürfnisse der Sportler Verständnis hatten und die Athleten unterstützten.

Der Stadtsportbund Krefeld hat nun das „Netzwerk Krefelder Schulen zur Förderung von Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern“ in Zusammenarbeit mit Krefelder Schulen und der Stadtverwaltung ins Leben gerufen.

Lea Schüller: „Die Lehrer fragten mich immer: Wie läuft’s“

In NRW einmalig, werden zunächst 15 Krefelder Schulen und neun Vereine an dem Vorhaben mitwirken, die Balance mit Sport und Schule in Einklang zu bringen. Aline Focken sagt: „Es wird allerhöchste Zeit.“ Der SSB wird dabei koordinieren, wie Geschäftsführer Jens Sattler sagt: „Wie kann einem Schüler, der nicht zurechtkommt, schnell geholfen werden? Wir wollen dem Sportler die Belastung etwas abnehmen. Die Schulen sollen sich untereinander helfen. Bisher hat sich jeder Athlet individuell organisiert. Jetzt soll es strukturiert gemacht werden.“

Dabei soll es nicht nur um potenzielle Olympia-Athleten gehen, sondern auch die Breite an Leistungssportlern fördern. „Wir wollen mehr Kinder und Jugendliche, die einen hohen Aufwand betreiben, im Leistungssport halten. Wir unterstützen alle Schulformen.“ So könnte ein Ruderer aus Fischeln, der in Uerdinger Sport treibt, an eine Uerdinger Schule wechseln. Kurze Wege.

Die Krefelder Fußball-Nationalspielerin Lea Schüller hat die Vorzüge solch einer Unterstützung schon erlebt. Sie besuchte das Horkesgath-Gymnasium, das damals schon ein offenes Ohr für Sportler hatte. Wenn sie mit den U-Mannschaften unterwegs war, hatte sie einen Lehrer dabei, schrieb Klausuren während des Lehrgangs. Die 20-Jährige aus Hüls, die in der Bundesliga für SGS Essen spielt, sagt zum neuen Netzwerk: „Für Sportler ist es wünschenswert, man muss sich weniger Sorgen machen, die belasten.“  Als Sportlerin kam ihr entgegen, dass sie gute Noten hatte. „Die Lehrer fragten mich immer: Wie läuft’s? Der Schulleiter hat mich total unterstützt. Ich wurde für alles freigestellt.“ 2016 machte sie Abitur.

Der Abteilungsleiter für Leistungssport am Vera-Beckers-Berufskolleg, Thomas Feldhoff, sagt: „Eine starke Vernetzung ist von Vorteil. Für Leistungssportler ist es wichtig zu wissen, wo man solche Schulen findet.“ Er und Koordinator Heiko Möring stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, liefern das Know-how.

Sylvia Nolte, Mutter der jungen Krefelder Hockeyspielerin Lisa Nolte, die für den Bundesligisten Düsseldorfer HC spielt und auch im U21-Nationalkader steht, befürwortet das Netzwerk: „Für Eltern ist es eine große Erleichterung. Wir wollen ja unsere Kinder mit Begeisterung unterstützen.“ Und ihre Tochter Lisa meint: „Das gibt einem Sicherheit. Das Gleichgewicht Schule und Leistungssport ist wichtig.“

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