Kommentar Natur-Welterbe in Krefeld

Meinung | Krefeld · Der Nutzen der Insektenwelt für die Natur und den Menschen ist enorm. Der Entomologische Verein Krefeld kann ihre Vielfalt wie auch Existenzgefährdung wissenschaftlich belegen - und fristet dennoch in Krefeld selber ein Schattendasein.

 Die Hälfte aller noch vor 90 Jahren in Krefeld lebenden 20 verschiedenen Hummelarten ist inzwischen ausgestorben.

Die Hälfte aller noch vor 90 Jahren in Krefeld lebenden 20 verschiedenen Hummelarten ist inzwischen ausgestorben.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Knapp 90 Prozent aller Blütenpflanzen und 75 Prozent der Getreidearten sind auf Bestäubung angewiesen, in den meisten Fällen durch Insekten. Doch sie können noch viel mehr: Sie lockern verhärtete Böden auf, fressen abgestorbene Pflanzen und Aas,  sind selber Nahrungsgrundlage für Vögel, Amphibien und Fische – anderswo auch für die menschliche Bevölkerung.  Einige Insekten fressen Schädlinge und werden als biolgischer Pflanzenschutz eingesetzt. Zum Beispiel Schlupfwespen, die gegen Läuse und Weiße Fliege vorgehen.  Ihre Bestäubungsleistung wird von Forschern der Universität Hohenheim mit 3,8 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland beziffert. Und dennoch sind viele Insekten bereits stark bedroht, alleine in Deutschland ist in den vergangenen 27 Jahren  die Gesamtmenge aller fliegender Insekten um etwa 77 Prozent zurückgegangen.

Den Beweis dafür hat der Entomologische Verein Krefeld mit einer Studie 2017 geliefert. Weltweit ist in Fachkreisen seither Krefeld und die Arbeit des Vereins ein Begriff – und Basis zahlreicher weitergehender Untersuchungen. Hoffentlich zum Wohl der Insektenwelt – und damit letztendlich auch der Menschheit. Umso weniger ist zu verstehen, dass die Stadt Krefeld nicht im viel stärkeren Maße die Arbeit des Vereins unterstützt und ihm dringend dabei hilft, geeignetere Räume zu finden. Die jetzt verliehene Stadtehrenplakette ist nur ein erster Schritt. Die Sammlungen hätten das Zeug zum Natur- und Kultur-Welterbe.