Erhalt der Artenvielfalt Blühende Vorgärten für Schmetterlinge

Krefeld · Angesichts des Insektensterbens und zunehmender Schotterflächen vor dem Haus hatte der Naturschutzbund einen Wettbewerb ausgelobt – mit großer Beteiligung.

 Günter Göbels hat seinen Vorgarten an der Straße Im Tackfeld im Laufe der Jahre in ein Schmetterlingsparadies verwandelt.

Günter Göbels hat seinen Vorgarten an der Straße Im Tackfeld im Laufe der Jahre in ein Schmetterlingsparadies verwandelt.

Foto: abi/Andreas Bischof

Für Günter Göbels ist sein Garten Tankstelle für die Seele. Das fängt schon vor seinem Haus an der Straße Im Tackfeld an. Fast das ganze Jahr über blüht es dort am Straßenrand und einjährige Blumen, Stauden, Sträucher und Bäume sind nicht nur für den Vorbeikommenden eine Augenweide, sondern auch Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und andere Insekten sowie Vögel aller Art. Es ist deshalb keine Überraschung, dass Göbels’ Vorgarten einer von mehreren im Stadtgebiet ist, die beim Vorgartenwettbewerb vom Nabu Krefeld jetzt ausgezeichnet wurden.

Viel Zuspruch, obwohl Corona den Start der Aktion behindert hatte

„Angesichts des dramatischen Insekten- und Artenschwundes und der Zunahme verschotterter oder versiegelter Vorgärten im Stadtbild hat der Krefelder Nabu den Wettbewerb ‚Ihr Vorgarten für Schmetterlinge’ ausgerufen“, sagt Sprecher Michael Müller. Der Naturschutzbund (Nabu) will zeigen, wie bedeutsam bunte Vorgärten für alle sind und dass der zeitliche Aufwand geringer ist, als viele vermuten. Außerdem kühlen Vorgärten in Zeiten des Klimawandels im Sommer die unmittelbare Umgebung um ein paar Grad ab, im Gegensatz zu hitzespeichernden Steinflächen, und bieten Versickerungsmöglichkeiten bei Starkregen.

„Obwohl die Corona-Pandemie den Start der Aktion sehr behindert hat, hatten sich schließlich doch 36 Krefelder Vorgartenbesitzer zu diesem Wettbewerb gemeldet“, erzählt Müller erfreut. Eine Jury hat mit fachlicher Begleitung alle vorgeschlagenen Vorgärten begutachtet und 31 davon als schmetterlingsfreundlich bewertet. „Hauptkriterium dabei war, dass die Flächen im Laufe der Jahreszeiten möglichst durchgängig ausreichend Blüten für Insekten bieten.“ Sie alle haben bei der Preisverleihung vor einigen Tagen in der luftigen Shedhalle der Alten Samtweberei die Plakette „Schmetterlingsfreundlicher Vorgarten“ zur Befestigung am Gartenzaun erhalten.

Neun der insgesamt 31 Gärten ragen jedoch laut Jury nochmals besonders heraus. Ihre Gestaltung reicht von einer Blühfläche für Wildblumen über eine Mischung von Stauden und Gehölzen bis hin zu einem Mix aus Stauden und Wildblumen. Deshalb können sich deren Besitzer zusätzlich noch über einen Igelkorb, einen Fledermauskasten sowie sechs Naturbuchpreise freuen. Der Hauptgewinn schließlich, eine Busreise nach Thüringen mit Besuch der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt für zwei Personen ging an die Besitzerin eines Vorgartens an der Straße An Kleinhütten.

Günter Göbels hat einen dieser besonderen Vorgärten im Laufe seines Lebens angelegt. Sein Vorbild war der Krefelder Naturschützer Ernst Schraetz, dessen Schüler er nach eigenen Worten war. Vor über 40 Jahren besuchte er seine Kurse, machte selber einen Gartenfachberater-Lehrgang beim Siedlerbund und übernahm von Schraetz später dessen Seminare „Naturnahes Gärtnern“ für viele Jahre.

Schon als Kind liebte Göbels den elterlichen Garten, der als Siedlungshaus mehr Nutzfläche als blühender Garten war. In einer Ecke des Grundstücks durfte er „mit Blumen spielen“ und dort Samen von Gärtner Pötschke aussäen. 1977 zog Göbels samt Familie selber in sein Elternhaus ein. Zunächst legte er dort einen Heidegarten an. „Doch es war letztendlich ein Glück, als die Erikas in einem eisigen Winter alle abgestorben sind“, erzählt Göbels rückblickend.

Er erinnerte sich an das Motto von Schraetz für einen naturnahen Garten: Er muss einen blühenden Strauch haben für Insekten, Früchte für die Tierwelt und im Herbst schönes Laub fürs Auge des Betrachters. Zuerst pflanzte er einen Faulbaum für den Zitronenfalter, der nur auf ihm seine Eier ablegt, dann folgten Blumenzwiebeln, Stauden und heimische, blühende Gehölze. Was er sich wünscht? Dass das Erbe von Schraetz weitergetragen wird.

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