Krefelder Zoo Nabila wird jetzt Französin

Am Montagmorgen wurde das junge Spitzmaulnashorn im Krefelder Zoo auf einen Lkw verladen und nach Du bassin d'Arachon Frankreich transportiert.

 Nabila wurde schon am Vorabend an die Transportbox gewöhnt. Alleine war sie dadurch aber nicht. Ein Tierpfleger versorgte sie und passte auf, dass die Tür fest verschlossen ist.

Nabila wurde schon am Vorabend an die Transportbox gewöhnt. Alleine war sie dadurch aber nicht. Ein Tierpfleger versorgte sie und passte auf, dass die Tür fest verschlossen ist.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Als die ersten Zuschauer Montag früh am Großtierhaus ankommen, steht Nabila schon in ihrer Kiste. Kurz entschlossen hatte der Pfleger sie bereits bei der Fütterung am Vorabend, die wie in den vergangenen zwei Wochen im Container stattfand, eingeschlossen.

Gelassen hat das junge Nashornweibchen seine letzte Nacht im Krefelder Zoo in der Metallkiste verbracht. Nur die grünen Farbreste von den Gitterstäben an seinem Horn zeigen, dass der knapp drei Jahre alte kleine Koloss in den vergangenen Stunden nicht reglos war. „Aber das ist kein ungewöhnliches Verhalten“, erläutert Petra Schwinn, Pressesprecherin des Krefelder Zoos. „Nabila ist aufmerksam und in Spannung, aber nicht extrem nervös.“

So zieht ein Nashorn um
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Großtierpfleger Knut Nielsen, zwei Auszubildende und ein Handwerker kümmern sich darum, dass der Container sicher angeseilt, die Türen fest verschlossen werden. Um 8.42 Uhr verliert das rund 800 Kilogramm schwere Tier sozusagen den Boden unter den Hufen: Die wertvolle Fracht schwebt im Behälter am Tragseil wenige Zentimeter über dem Boden und verharrt in dieser Position, bis der Lkw aus den Niederlanden seinen Anhänger öffnet, der Container in die Luft gezogen wird und aus mehreren Metern Höhe langsam der Ladefläche entgegenschwebt.

Fasziniert beobachten Piet (4) und Lionel (2) mit ihrer Mutter Verena Bühne das Geschehen. Sie kommen häufig in den Zoo, aber an diesem Morgen extra, um Nabila zu verabschieden. Gebannt verfolgen sie, wie die Kiste geliftet wird.

„Die Jungs sind wahrscheinlich begeisterter von dem Kran als vom Nashorn“, sagt Verena Bühne lachend. Das wäre beim Verladen ihrer Lieblingstiere, Elefant und Pferd, vielleicht anders.

Nabila ist das vierte Jung-Nashorn, das den Tiergarten verlässt. Umzüge seien für die Tiere natürlich der pure Stress, sagt Petra Schwinn. „Manche haben ziemlich rumort.“

Je nach Temperament ist es auch eine Herausforderung für den Kranführer.Nabila macht es Sebastian Lindau, dem Fachmann, der mit dem imposanten Fahrzeug der SWK vor Ort ist, an diesem Morgen leicht. „Davu“, sagt Petra Schwinn über Nabilas Bruder, „hat richtig Party gemacht. Der hatte Panik.“ Seine Schwester rumpelt einmal kurz in der Box, irgendwann ruft sie nach Mutter Nane — mehr passiert nicht. „Die ist cool“, sagt Pfleger Knut Nielsen zufrieden.

Nane dreht in Sichtweite offensichtlich unbeeindruckt ihre Runden durchs Gehege, aber Usoni, näher am Geschehen, ist aufgeregt. Dieselgeruch, Motorenlärm, viele Menschen — das behagt dem Schwergewicht nicht. Abschiedsschmerz hat Usoni nicht. „Der Nashornbulle hat keine Bindung an seine Nachkommen“, sagt Schwinn.

Das ist bei den Menschen anders. Wie Großtierpfleger Knut Nielsen lassen die Profis Nabila mit gutem Gefühl ziehen, aber unbewegt sind sie nicht. Zoodirektor Wolfgang Dreßen denkt mit einem Lächeln daran, wie Nane und Nabila in den vergangenen Wochen ihr neues Gehege in Besitz genommen haben, und Zooveterinärin Dr. Stefanie Markowski lässt ein Tier ziehen, das sie seit der Geburt begleitet hat. Petra Schwinn erinnert daran, dass das junge Nashorn gerne und viel „gesprochen“ und den Kontakt zur Mutter gehalten hat. Ein Trost für alle: Nane ist schwanger. Im Herbst wird der nächste Nachwuchs erwartet. „Sie ist schon ziemlich prall“, sagt Dreßen.

Das Tiertransportunternehmen Ekipa aus den Niederlanden soll Nabila im Zoo Du bassin d’Arachon in Frankreich abliefern. Heu, Möhren, Äpfel und amerikanisches Toastbrot haben Dominique van Wyk und Dauy Smit als Reiseproviant für sie im Anhänger. Für die beiden Fahrer gibt es einen heißen Kaffee — dann geht es auf die 1100 Kilometer lange Strecke. In der Nacht werden sie in Frankreich erwartet, ab heute kann Nabila ihre neue Heimat erkunden. Der Bulle, mit dem das junge Spitzmaulnashorn die Zucht vorantreiben soll, ist bereits da.

„Wir wissen, dass es ihr dort gut gehen wird“, sagt Petra Schwinn. Stefanie Markowski hat die Station zuletzt im November vergangenen Jahres besucht, die neu in das Zuchtprogramm für Spitzmaulnashörner aufgenommen wurde.

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