Mutmaßliche Tierquälerin in psychiatrischer Untersuchung

Die mutmaßliche Tierquälerin wird von einer Psychiaterin untersucht.

Krefeld. Das 17-jährige Mädchen, das als selbsternannte Tierquälerin wochenlang für Schlagzeilen gesorgt hatte, wird zurzeit von einer Psychiaterin in mehreren Sitzungen untersucht. „Wir sind froh, eine Expertin gefunden zu haben, die sich wissenschaftlich mit Fällen von Tierquälereien auseinandergesetzt hat“, sagt Oberstaatsanwalt Axel Stahl. Die Gutachterin wird auch Aussagen dazu treffen müssen, ob bei der 17-Jährigen eine Wiederholungsgefahr besteht und möglicherweise spätere Übergriffe auf Menschen nicht auszuschließen sind.

Wie berichtet, wird die junge Krefelderin für die Tötung zweier Tiere und deren Enthauptung verantwortlich gemacht. Darüber hinaus soll sie zweimal Pferde und Ponys durch Stiche schwer verletzt haben. Gestanden hat die 17-Jährige „nur“ die Enthauptung eines Ponys am Luiter Weg; das Tier soll bereits tot dort gelegen haben, gab sie zu Protokoll. Das Mädchen war nach der Tat von einem Zeugen gesehen worden. Ob es nur deshalb diese Tat eingeräumt hat, ist bis heute offen. Die Polizei geht davon aus, dass es an diesem Morgen sehr zielgerichtet vorging und sich noch nach dem Köpfen des Ponys der blutverschmierten Kleidung entledigte und für diesen Fall sogar Ersatzkleidung dabei hatte.

In Ansätzen haben die Ermittler offenbar eine Vorstellung zum Motiv der jungen Frau, wollen sich dazu aber nicht äußern. Stahl setzt darauf, dass die psychiatrische Untersuchung hierzu noch Aufschlüsse gibt.

Mehr Licht ins Dunkel bringt vielleicht auch die Untersuchung von Spuren durch das Landeskriminalamt. Bei DNA-Analysen haben schwere Verbrechen allerdings Vorrang vor Verstößen gegen das Tierschutzgesetz, so dass sich die Ermittler vorerst in Geduld üben müssen. Erst dann wird auch die strafrechtliche Bewertung klar sein, die nach dem Jugendgerichtsgesetz erfolgt.

Diese werde wohl eher nicht dem entsprechen, was in Internetforen an Forderungen aufgestellt worden sei und bis hin zur Lynchjustiz ging, so der Sprecher der Krefelder Staatsanwaltschaft.

Zwischenzeitlich ist die 17-Jährige, die sich nach wie vor in der Obhut ihrer Eltern befindet, durch die ermittelnde Staatsanwältin Anna Stelmaszczyk vernommen worden. Dabei hat sie dem Vernehmen nach keine weiteren Taten eingeräumt.

Dem Mädchen wird neben der Tat am Luiter Weg die Enthauptung eines Schafbocks beim Mitmach-Bauernhof Mallewupp zugeschrieben und die Verletzung von Pferden am Luiter Weg und in Moers-Kapellen.

Offenbar gab es mittlerweile auch noch interessante Funde, sagte Oberstaatsanwalt Stahl auf WZ-Anfrage. Worum es sich dabei handelt, dazu wollte er sich allerdings nicht äußern.

Das Ermittlungsergebnis der Polizei hat bei vielen Tierbesitzern die Beunruhigung nicht beseitigen können. „Wir haben hier immer noch Angst“, sagt Ute Hinkelmanns, die mit ihrem Mann in Moers nahe der Krefelder Stadtgrenze einen Gnadenhof betreibt.

Die Tierquälerin hat nach Überzeugung der Polizei auch deren Pony Amy durch Stiche schwer verletzt. „So lange jemand frei herumläuft, der das getan hat, bleibt die Angst.“ Zudem habe die Polizei zuletzt immer noch von einer Mittäterschaft gesprochen — zu vieles sei also noch unklar, was zur Beunruhigung beitrage.

Amy, der von der Polizei unlängst noch eine Speichelprobe entnommen wurde, geht es mittlerweile wieder gut, sagt Ute Hinkelmanns: „Sie ist zum Glück kontaktfreudig geblieben.“ Und noch etwas wird bleiben: die Narben am Hals.

Vergessen ist der Schrecken dieses Frühsommers auch im Mitmach-Bauernhof Mallewupp noch nicht, selbst wenn dort zurzeit viele Ferienaktionen laufen. Immer noch machen Gerüchte die Runde, etwa, dass die 17-Jährige vor einem Jahr als Bewerberin für ein freiwilliges ökologisches Jahr abgelehnt worden war.

Hier, nahe der Ottostraße, war Schafsbock Piet enthauptet worden — die erste der Bluttaten. Mittlerweile macht man sich bei Mallewupp Gedanken über einen neuen Bock: „Wir lassen die beiden Weibchen decken. Die Chance, dass ein Bock geboren wird, steht bei 50 Prozent“, sagt Leiterin Silvia Schiratti.

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