Museum wird zum Geisterhaus

Karlsplatz: Die Besucherzahlen sind dramatisch eingebrochen. Im März kamen nur 120 zahlende Kunstfreunde.

Krefeld. Die Ausstellungsräume sind leer, das Foyer des Kaiser-Wilhelm-Museums liegt wie ausgestorben da. Kaum ein Kunde verirrt sich in den Museumsshop, kein Kunstfreund betrachtet versonnen die Arbeiten von Beuys, Bruce Nauman oder Richard Deacon. Krefelds Vorzeigeobjekt ist zum Geisterhaus geworden.

In den ersten drei Monaten des Jahres sind die Besucherzahlen im Museum am Karlsplatz dramatisch eingebrochen. Im gesamten März kamen nur 120 zahlende Gäste in die Ausstellung - umgerechnet etwa vier pro Tag. Auch im Januar und Februar lagen die Zahlen mit 200 bzw. 268 Besuchern bei nur rund der Hälfte des Vorjahres. Als Einnahmen aus Eintrittsgeldern verbuchte die Stadt im März gerade einmal 283 Euro.

Die Gründe für den Einbruch sind vielfältig. So ist das zweite Obergeschoss wegen des undichten Daches derzeit geschlossen, der Eintrittspreis wurde bereits halbiert. Auch konnte die Museumsleitung keine attraktive Wechselausstellung organisieren - denn eigentlich sollte das Haus längst geschlossen sein. Doch die Sanierung verzögerte sich, Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) beschloss im Alleingang, das Museum offen zu lassen. Im Kulturhaushalt entstand dadurch ein Loch von 200 000 Euro.

In der Politik hatte die Entscheidung damals für Unverständnis gesorgt. Die SPD sprach von "Aktionismus", die Grünen von einem "Notprogramm, das der Reputation des Museums schadet". In der Verwaltung gab es organisatorische Probleme. Zeitverträge, die gekündigt waren, mussten auf die Schnelle doch noch verlängert werden.

"Man kann sich schon fragen, ob der Ertrag momentan Kosten und Aufwand rechtfertigt", erklärt Kulturdezernent Roland Schneider auf Anfrage. "Wie es jetzt dasteht, ist das Museum nicht attraktiv. Und das merkt man an den Besucherzahlen."

Dass sich mit Museen keine Gewinne erwirtschaften lassen, ist Schneider klar. Er sieht sich sogar als Befürworter eines Museums, das für alle Bürger eintrittsfrei bleibt - dann kämen immerhin welche. "Im Moment kann der Museumsdirektor ja jeden Besucher per Handschlag begrüßen", sagt Schneider.

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