Krefeld Müllverbrennungsanlage: Alle Energie wird vor Ort genutzt

Am Tag der erneuerbaren Energien zeigen Mitarbeiter der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage, was an der Parkstraße passiert.

Krefeld. Die Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) an der Parkstraße in Uerdingen präsentiert sich als Mitspieler am Tag der Erneuerbaren Energien. Für den Geschäftsführer des Betreibers, die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK), Hermann-Josef Roos, liegt das auf der Hand, auch wenn die EGK keine Energie aus Wind, Wasser und Sonne — den klassischen regenerativen Produzenten — gewinnt.

Hermann-Josef Roos, GF EGK

„Abfall“, sagt Roos, „ist auch Biomasse.“ Bei der Hälfte des angelieferten Siedlungsabfalls handele es sich um organisches Material, Holz aus Sperrmüll, Papier, Textilien, Gartenabfälle. 380 000 Tonnen wurden 2016 in dem bis zu 1000 Grad heißen Kessel an der Parkstraße verbrannt, mit 350 000 Tonnen kalkuliert der Betreiber. Dampf, Strom und Wärme werden genutzt.

„Dreiviertel der in Krefeld genutzten Fernwärme kommt aus der MKVA“, erläutert Roos. 8000 Haushalte können jährlich versorgt werden, bald auch der Chemiepark. „In den nächsten Wochen“, sagt Roos, werde man die entsprechenden Genehmigungsunterlagen bei der Bezirksregierung einreichen. Die Einwilligungserklärungen der von der Fernwärmeleitung betroffenen Grundstückseigentümer lägen mündlich vor, man warte auf die Schriftstücke.

Krefeld: Müllverbrennungsanlage: Alle Energie wird vor Ort genutzt
Foto: EGK

Nachhaltig sei die Fernwärmeversorgung von der Parkstraße aus: „Sie macht Einzelfeuerstellen überflüssig und verhindert, dass fossile Brennstoffe eingesetzt werden. Das sorgt für weniger Schadstoffe in der Luft und trägt zum Klimaschutz bei.“ Gase, die bei der Verbrennung entstehen, werden in der neuen Rauchgasanlage durch Trockensorption gereinigt. Im Tonnenmaßstab wird dabei Natriumbicarbonat eingesetzt: Backpulver.

Gegenüber früher werde weniger Strom, Wärme und Wasser verbraucht. „Wir haben von 2010 bis 2016 die Strommenge, die wir abgeben, verdoppelt“, sagt Roos. 50 000 Megawattstunden mehr sind es im Jahr. „Wo technische Verbesserungen möglich sind, machen wir das kontinuierlich.“ Auf Nachfrage bekennt der Geschäftsführer aber: „Wir werden in der Krefelder Bevölkerung nur bedingt als Umweltretter wahrgenommen, obwohl wir einen wertvollen Beitrag leisten.“

Der Wärmeverbund belege das: Die eigene Nutzung von Strom und Wärme aus der Müllverbrennungs- und Klärschlammanlage habe Priorität; darüber hinaus speise man Wärme (bis zu 40 Megawatt) ins Fernwärmenetz für die Haushalte und künftig den Chemiepark ein, Strom (bis zu 18 Megawatt) bringe man über die Stadtwerke auf den Markt.

Hans-Joachim Vogt, ehemaliger Leiter Instandhaltung

Innerhalb einer Stunde ist von dem Müll, der komprimiert von der Lkw-Ladefläche in den Bunker rutscht, nur noch Asche übrig: Nach der Homogenisierung wird die gemischte Masse mit dem Greifer in einen Trichter geworfen, wo sie über mehrere, abschüssig angeordnete Walzen durch den Feuerkessel befördert wird. Hier wird auch das Klärschlammgranulat eingeblasen. Der sogenannte Ausbrand fällt ins Wasserbad und von dort in den Asche-Bunker. „Staub“, sagt Hans-Joachim Vogt, vor seinem Ruhestand Leiter der Instandhaltung, heute sachkundiger Begleiter von Besuchergruppen, „gibt es nicht.“

Aus der Rostasche — bei 380 000 Tonnen Abfall immerhin 110 000 Tonnen — sortiert eine Firma im Krefelder Hafen mit Magneten Metall aus. 10 000 Tonnen Wertstoffe, sagt EGK-Pressesprecherin Katja Rädle, gewinne man so jährlich für die Wirtschaft zurück.

Auch an anderer Stelle will die EGK am Tag der regenerativen Energien am 29. April punkten. In den Faultürmen, wo der eingedickte Klärschlamm über 20 Tage durch Bakterien stabilisiert wird, entsteht Biogas. Den flüssigen Anteil haben zuvor andere Bakterien in den Becken so gereinigt, dass das Wasser in den Rhein geleitet werden kann.

„Wir sind vor Ort Teil der Energiewende“, sagt Roos. Die Anlage setze auf kurze Wege, den Einsatz regenerativer Energieträger und — „ganz wichtig für eine hocheffiziente Nutzung der Energie“ — Kraft-Wärme-Kopplung. Was hat der Krefelder von einer eigenen Anlage? „Neben der Entsorgung ist damit auch die Versorgungssicherheit gegeben.“

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